Die Weiße Fliege im eigenen Biogarten ist ein wirklich lästiger Schädling. Die Fluginsekten der Überfamilie Aleyrodoidea, der Mottenschildläuse, können sich innerhalb kurzer Zeit stark vermehren und angebautem Gemüse, Obst und Ziergewächsen auf Dauer schaden. Wie Sie die Weiße Fliege erkennen, effektiv vorbeugen und bekämpfen, erfahren Sie hier.
Die Weiße Fliege erkennen
Bei der Weißen Fliege handelt es sich nicht um eine Fliege im klassischen Sinne, sondern Insekten innerhalb der Pflanzenläuse (Sternorrhyncha). Dazu gehören ebenfalls andere Schädlinge wie die Schildläuse (Coccoidea) und Blattläuse (Aphidoidea), die kein Selbstversorger oder Pflanzenliebhaber in seinem Garten haben will. Von den etwa 1.500 Taxa kommen in Mitteleuropa nur sieben vor, die jedoch große Schäden an Ihren Gemüsepflanzen, Rosen oder anderen Gewächsen anrichten können. Die folgenden vier Arten sind für einen Selbstversorger-Biogarten besonders schädlich:
- Gewächshausmottenschildlaus (Trialeurodes vaporariorum): spezialisiert auf Gemüsepflanzen
- Esche-Weiße Fliege (Siphoninus phillyreae): spezialisiert auf Obstbäume
- Kohlmottenschildlaus (Aleyrodes proletella): spezialisiert auf Kohlgewächse
- Zitrusmottenschildlaus (Dialeurodes citri): spezialisiert auf Zitrusgewächse
Trialeurodes vaporariorum und Siphoninus phillyreae werden hauptsächlich unter dem Begriff „Weiße Fliege“ zusammengefasst und sind neben der Kohlmottenschildlaus besonders schädlich für Gärten in Mitteleuropa. Diese müssen Sie bekämpfen, wenn Sie eine Ernte einfahren wollen. Die Zitrusmottenschildlaus ist vor allem in den wärmeren Regionen Deutschlands anzutreffen. Die Weißen Fliegen ähneln sich in Bezug auf ihre Merkmale deutlich:
- Größe: 1 – 2 mm
- verfügen über durchsichtige Flügel
- Farbe: weiß, gelb, rot, braun
- kurze Antennen
- deutlich sichtbare Augen
- belegt mit einem Wachsstaub, der mehlartig wirkt
Schadbild
Die Motten und Larven saugen die Pflanze an und somit müssen Sie nicht nur die Jungtiere bekämpfen. Das ist der Grund, warum Sie mehrere Hausmittel kombinieren müssen, um wirklich Erfolg zu haben. An folgendem Schadbild erkennen Sie, ob es sich wirklich um einen Befall durch die Weiße Fliege handelt:
- an der Blattunterseite sind weiße Punkte sichtbar
- gelbfleckige Blätter
- Blätter vertrocknen
- Blätter fallen ab
- Honigtau an Blättern und Trieben zu sehen
- Wachsschicht an der Blattunterseite zu erkennen
- bei schwerwiegendem Befall: Infektion durch Rußtau- oder Schwärzepilze
- bei Bewegung der Pflanze fliegen die adulten Tiere in Panik weg
- kommen anschließend wieder zurück
Da Weiße Fliege scheidet Honigtau aus, der die Infektion durch die oben genannten Pilze ermöglicht. Das kann dazu führen, dass Ihre Pflanzen im Biogarten kaum mehr zu retten sind, was eine gründliche Inspektion aller Gewächse erfordert. Vor allem die folgenden Gemüsearten sind häufig dem Befall durch die Mottenschildläuse ausgesetzt:
- Kürbisse (bot. Cucurbita)
- Gurken (bot. Cucumis sativus)
- Tomaten (bot. Solanum lycopersicum)
- Paprika (bot. Capsicum)
- Zucchini (bot. Cucurbita pepo var. giromontiina)
Doch können wirklich viele Gemüsearten, Obstbäume und Zierpflanzen, vor allem Rhododendron und Primeln (bot. Primula), von den Fluginsekten als Nahrungsquelle auserkoren werden. Aus diesem Grund ist es noch wichtiger, diese zu bekämpfen, da sie sich sonst sehr schnell ausbreiten können. Hierbei hilft eine effektive Vorbeugung häufig wahre Wunder.
Tipp: Trotz der Fokussierung auf die unterschiedlichen Nahrungsquellen macht keine der Arten Halt vor Zierpflanzen, allen voran Stauden. Daher lohnt es sich, diese ebenfalls zu überprüfen, wenn Verdacht auf einen Befall besteht.
Vorbeugung
Mit der richtigen Vorbeugung können Sie Ihren Biogarten vor den Insekten schützen und müssen diese nicht einmal bekämpfen. Beim Vorbeugen kommt es vor allem darauf an, die erwachsenen Tiere an der Eiablage und gleichzeitig der Fortpflanzung zu hindern. Da es bei den Weißen Fliegen nicht wie bei vielen anderen Insekten eine höhere Population an Weibchen gibt, sondern diese sehr ausgeglichen ist, müssen Sie sich nicht speziell nur auf ein Geschlecht der Tiere fokussieren. Eine der besten vorbeugenden Maßnahmen ist die Nutzung von sogenannten Abwehrpflanzen, also Gewächsen, die zum Beispiel ein bestimmtes Aroma oder einen dichten Wuchs haben oder Nützlinge anziehen, die sich an den Schädlingen laben. In Bezug auf einen Biogarten, der anfällig auf die Weiße Fliege ist, sind solche Abwehrpflanzen auf jeden Fall empfehlenswert. Die folgende Liste gibt ihnen einen Überblick über geeignete Gewächse:
- Basilikum (bot. Ocimum basilicum): abschreckendes Aroma
- Thymian (bot. Thymus): abschreckendes Aroma
- Lavendel (bot. Lavandula): abschreckendes Aroma, besonders effektiv in der Nähe von allerlei Rosengewächsen
- Kapuzinerkresse (bot. Tropaeolum majus): unangenehmes Aroma
- Sellerie (bot. Apium graveolens): besonders effektiv in der Nähe von Kürbissen, Zucchinis und Gurken
- Bohnenkraut (bot. Satureja): besonders effektiv in der Nähe von Bohnen
- Ringelblumen (bot. Calendula): lockt Schlupfwespen an
- Studentenblumen (bot. Tagetes): lockt Schlupfwespen an
- Kornblume (bot. Cyanus segetum): lockt Schlupfwespen an
Zudem sollten Sie nicht die Wirkung von verschiedenen Wildkräutern zum Vorbeugen außer Acht lassen. Diese verfügen ebenfalls über ätherische Öle und zahlreiche Inhaltsstoffe, die Weiße Fliegen nicht abkönnen und effektiv einem Befall vorbeugen. Das Beste: Pflanzen Sie diese in Ihren Biogarten, können Sie sich zudem über Kräuter, hübsche Blumen und Sellerie freuen. Varietät im eigenen Selbstversorger-Garten ist immer empfehlenswert und Wildkräuter müssen nicht, solange sie nicht zu einem Problem anwachsen, sofort aus dem Weg geräumt werden. Überlegen Sie sich also am besten, wie Sie die Gewächse in Ihren Garten integrieren. So können Sie sich viel Arbeit sparen, vor allem wenn Sie Ringel-, Studenten- und Kornblumen anpflanzen, da diese Schlupfwespen, die natürlichen Fressfeinde der Läuse, anlocken. Ebenfalls sollten Sie regelmäßig Ihre Pflanzen überprüfen. Sobald Sie die ersten Larven oder fliegenden Exemplare an den Unterseiten der Blätter entdecken, können Sie die weiter unten folgenden Hausmittel anwenden.
10 Hausmittel und Lösungen gegen Weiße Fliegen
Sobald Sie die Weiße Fliege an Ihren Gewächsen entdecken, müssen Sie diese bekämpfen. Dass Sie natürlich im eigenen Nutzgarten keine chemischen Mittel anwenden wollen, sollte klar sein. Sie könnten sich sonst selbst vergiften oder Ihre Nutztiere, falls für diese ebenfalls Pflanzen angebaut werden. Daher sollten Sie auf Hausmittel setzen, die Sie entweder selbst herstellen oder im Handel kaufen können und nicht auf Chemie setzen. Bevor Sie jedoch die folgenden Hausmittel anwenden, um die Läuse zu bekämpfen, sollten Sie befallene Pflanzen so gut isolieren wie möglich. Sie können problemlos einzelne Beetpflanzen abdecken oder diese sogar auspflanzen und eintopfen. Dadurch stoppen Sie die weitere Ausbreitung der Schädlinge. Folgend zehn Hausmittel und Lösungen, um die Weiße Fliege effizient zu bekämpfen:
1. Befallene Pflanzenteile entfernen:
Schneiden Sie sofort die befallenen Pflanzenteile mit einem scharfen und desinfiziertem Werkzeug entsprechend der Pflanze ab. Da Weiße Fliegen nur die Pflanzensäfte aus dem Gewächs ziehen und keine Giftstoffe oder Bakterien in deren Saftgänge leiten, ist dieser Schritt problemlos umsetzbar. Zudem befallen Weiße Fliegen vor allem die Blätter, was die Früchte der Gartenpflanzen meist vor den hungrigen Insekten bewahrt. Nachdem Sie die befallenen Pflanzenteile entfernt haben, dürfen diese nicht auf dem Kompost entsorgt werden, da vor allem die Larven noch an totem Material saugen. Packen Sie die Pflanzenteile in einen Beutel, nachdem Sie diese in Seifenlauge getaucht haben. Durch die Lauge werden die Larven in ihrer Entwicklung gestoppt.
2. Abduschen:
Duschen Sie die Blätter und befallenen Triebe von unten mit Wasser ab. Im Vergleich zu anderen Läusen können Sie die Larven auf diese Weise bekämpfen, da sie sich nicht so effektiv festhalten können. Das ist vor allem zu empfehlen bei einem Befall geringeren Ausmaßes und kann schnell Abhilfe schaffen.
3. Gelbtafeln:
Gelbtafeln sind der Klassiker gegen fliegende Insekten, sollten aber nur in Innenräumen eingesetzt werden. Die Farbe zieht ebenfalls nützliche Insekten wie Bienen an, die Sie auf jeden Fall nicht bekämpfen wollen. Die Tafeln sind mit Leim bestrichen und nehmen auf diese Weise keinen Einfluss auf die Qualität Ihrer Gewächse. Die Gelbtafeln bieten sich sehr gut für geschlossene Gewächshauser an. Überprüfen Sie regelmäßig, wie viele der adulten Tiere auf der Gelbtafel gelandet sind und wechseln Sie diese bei Bedarf aus. Falls andere Insekten wie Bienen auf dieser landen, verzichten Sie vorsichtshalber auf den Einsatz.
4. Temperatur anpassen:
Im Winter müssen Sie sich keine Sorgen um einen Befall durch die Weiße Fliege machen. Sie stammt aus Südamerika und hält Temperaturen um den Gefrierpunkt nur für sehr kurze Zeit aus. Ebenso verträgt die Weiße Fliege keine luftigen Standorte mit ausreichend Wind. Falls es Ihnen möglich ist, den Standort entsprechend anzupassen, dass es kühler und windiger wird, können Sie effektiv die Larven und adulten Exemplare bekämpfen.
5. Rapsöl-Spritzmittel:
Rapsöl legt sich als Film auf die Larven, was dazu führt, dass diese ersticken. Dieses Hausmittel fügt der Pflanze überhaupt keinen Schaden zu und ist problemlos mit Rapsöl aus dem Supermarkt möglich. Falls Sie selbst über eine Ölpresse verfügen, können Sie das Rapsöl sogar per Hand herstellen, falls Sie Raps angebaut haben. Das Rezept für das Spritzmittel wie folgt:
- Mischverhältnis: 70 Prozent Wasser und 30 Prozent Rapsöl
- gut in einem Behälter mischen
- in Sprühflasche füllen
- schnell aufbrauchen
Die Weiße Fliege kann direkt mit der Lösung angesprüht werden, jedoch lohnt es sich mehr, die Pflanze gründlich mit dem Spritzmittel zu behandeln. Somit bekämpfen Sie die Larven und adulten Insekten. Vergessen Sie bei der Anwendung niemals die Blattunterseiten, da hier die meisten Larven zu finden sind. Wiederholen Sie diese Behandlung im Rhythmus von vier bis fünf Tagen und nicht in direkter Sonne. Das könnte die Pflanzen schädigen.
6. Knoblauch-Sud:
Knoblauch mag die Weiße Fliege ebenfalls nicht, was einen Sud aus der Pflanze ideal zum Bekämpfen der Schädlinge macht. Angewandt wird der Sud wie das Rapsöl-Spritzmittel. Die Herstellung:
- zwei Knoblauchzehen in einem Liter Wasser aufkochen
- Sud eine Stunde kalt ziehen lassen
- in Sprühflasche füllen
7. Brennnesseljauche:
Die Brennnesseljauche ist die ideale Pflanzenjauche, um die Weiße Fliege effizient zu bekämpfen und den betroffenen Pflanzen zusätzliche Nährstoffe zu verabreichen. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- sammeln Sie Brennnesseln
- zerkleinern Sie diese
- zusammen mit Wasser in einen Behälter füllen
- dieser darf nicht aus Metall sein
- Metall widersteht dem Gärungsprozess nicht
- in den Halbschatten stellen
- täglich umrühren
- dabei müssen Sie sich auf einen intensiven Gestank einstellen
- die Jauche muss dabei schäumen
- Jauche ist nach etwa zwei Wochen fertig
- schäumt die Jauche nicht mehr, ist sie fertig
Angewandt wird diese nach dem Verdünnen (ein Liter Jauche auf zehn Liter Wasser) wie das Rapsöl-Spritzmittel. Niemals in direkter Sonne anwenden. Restliche Jauche können Sie als Hausmittel zum Düngen anwenden.
8. Lösung aus Schmierseife:
Schmierseife ist ebenso wie die Jauche und Gelbtafeln ein Klassiker der heimischen Schädlingsbekämpfung. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- 30 Gramm feste Schmierseife in einem Liter Wasser auflösen
- diese dafür auseinanderbrechen oder raspeln
- gut auflösen lassen
Füllen Sie das Mittel in eine Sprühflasche und besprühen Sie damit die Pflanzen und die Luft. Dadurch erwischen Sie sogar einen Großteil der ausgewachsenen Fliegen und hindern diese dadurch an der Fortpflanzung. Niemals die Unterseite der Blätter vergessen.
9. Bio-Kernseife:
Kernseife ist ebenfalls effektiv, falls Sie keine Schmierseife zur Verfügung haben. Gehen Sie dabei wie folgt vor:
- 20 bis 40 Gramm Kernseife in einem Liter Wasser auflösen
- kräftig umrühren
- mit Handtuch abdecken
- eine Stunde ziehen lassen
Danach behandeln Sie die Pflanzen mit einem Tuch, welches in die Lösung getunkt wurde. Die Kernseife wirkt effektiv gegen die Larven und verhindert, dass die adulten Tiere auf dieser landen und sich weiter an dieser laben. Hier ebenfalls nicht die Blattunterseiten vergessen.
10. Natürliche Fressfeinde: Wenn Sie sich für den Einsatz natürlicher Fressfeinde entscheiden, werden Sie vor allem die Larven innerhalb kürzester Zeit wieder los. Bei diesen handelt es sich zum Einen um Schlupfwespen (Ichneumonidae) und Arten der Raubwanzen (Reduviidae). Solche Insekten können Sie im Handel erwerben und in direkter Nähe der befallenen Pflanzen aussetzen. Diese machen sich dann daran, die Larven zu verzehren, wogegen die adulten Läuse nicht unternehmen können, da diese sonst ebenfalls verspeist werden. Vor allem die Schlupfwespen sind zu empfehlen, da diese nach dem Vertilgen der Larven weiterziehen und somit Ihren Garten verlassen.
Tipp: Als Alternative zur Brennnesseljauche können Sie eine Jauche aus Basilikum herstellen, denn diese wirkt ebenso effektiv gegen die Läuse. Jedoch empfiehlt sich Basilikumjauche aufgrund der schlechteren Verfügbarkeit, Sie müssten dafür recht hohe Erträge aus Ihrer eigenen Ernte nutzen, als weniger effektiv bei einem großflächigen Befall.
Nachbehandlung
Wurde der Befall durch die lästigen Mottenschildläuse an den Pflanzen gestoppt, sind weitere Maßnahmen erforderlich, um mögliche Eier und Larven loszuwerden. Diese könnten zu einem erneuten Befall führen und dann beginnt die gesamte Prozedur wieder von vorne. Besonders wichtig ist das Auffrischen des Substrats bei Kübel- oder der obersten Erdschicht bei Gartenpfanzen. In diesen können sich noch ausgewachsene Exemplare, Larven und Eier befinden. Die folgenden Punkte helfen Ihnen dabei, Ihre Gewächse vor einem erneuten Befall zu schützen, nachdem Sie eines oder mehrere der oben genannten Hausmittel verwendet haben:
- umtopfen
- dabei Wurzeln gründlich abspülen
- entweder neuen Topf wählen oder bestehendes Gefäß gründlich reinigen
- bei Gartenpflanzen die oberste Erdschicht (5 – 10 cm) abtragen
- auffüllen
Leider müssen Sie die Erde ähnlich wie die entfernten Pflanzenteile entsorgen, damit sich die Larven und Eier nicht weiterentwickeln können. In den folgenden Wochen sollten Sie Ihre Pflanzen gründlich auf einen möglichen Befall untersuchen. Achten Sie vor allem auf die Unterseiten der Blätter, da sich dort wie oben beschrieben immer die ersten Weißen Fliegen bemerkbar machen.