Wer Tomaten anbaut, möchte selbstverständlich auch die Früchte seiner Bemühungen genießen – und dabei gilt, je mehr, größer und qualitätvoller, um so besser. Das so genannte Tomaten ausgeizen hilft dem Züchter dabei, den Fokus der Entwicklung und des Wuchses von der Pflanze selbst auf ihre Früchte zu lenken. Was man darunter versteht und wie es funktioniert, erfahren Sie im Folgenden ausführlich.
Tomaten ausgeizen
Das Tomate ausgeizen ist letztlich ein recht einfacher Prozess. Richtig und zum geeigneten Zeitpunkt ausgeführt, führt er zu einer üppigeren und hochwertigeren Ernte. Der Ausgeizvorgang erfolgt so, dass unnötige Triebe der Tomatenpflanze entfernt werden. Hierdurch werden mehrere nützliche Effekte erzielt:
- Nährstoffe: Da man der Pflanze verschiedene Triebe nimmt, wird das Wachstum aus den vorhandenen Ressourcen Nährstoffe und Wasser verstärkt auf die verbliebenen Triebe, sowie die eigentlichen Früchte konzentriert. Als Ergebnis kann der Wuchs der Tomate gezielt gesteuert werden. Darüber hinaus entwickeln sich die beibehaltenen Triebe besser und schneller und sind so in der Lage, noch mehr Früchte auszubilden. Aber auch die einzelnen Tomaten erhalten mehr Kraft aus der Pflanze und können daher einer größere Dimension bei einer besseren Qualität erreichen.
- Sonne: Weniger Triebe an der Pflanze bedeutet letztlich auch weniger Triebe, die sich gegenseitig beschatten. Die verbliebenen fruchttragenden Zweige erhalten daher jeweils mehr Sonne, die letztlich der Qualität der später geernteten Tomaten zu Guten kommt.
- Platz: Sind zu viele Triebe vorhanden, behindern sich diese gegenseitig und bieten auch den Früchten nur begrenzten Platz zur Entwicklung. Als Folge erhält der Züchter keine großen Tomaten, sondern eine übermäßige Anzahl kleiner Früchte. Denn jeder Zweig bildet Fruchtansätze aus, die dann aber zu wenig Platz (und Energie) für eine zufriedenstellende Entwicklung vorfinden.
Diese Triebe müssen weg
Welche Triebe der Tomaten entfernt werden müssen, ist auch für den Laien recht einfach festzustellen. Die Pflanze besteht aus einem Haupttrieb, der aus dem Boden in die Höhe wächst. Aus diesem Haupttrieb wachsen seitlich die Wuchstriebe aus, an denen sich später die Tomaten entwickeln. In der Kehle zwischen Haupt- und Wuchstrieb bilden sich zusätzliche Triebe, die eigentlich dazu dienen, die Blattmasse der Pflanze für eine noch bessere Pflanzenentwicklung durch noch mehr Photosynthese zu erhöhen. Genau diese Triebe sind es aber, die beim Tomaten ausgeizen entfernt werden sollen. Mit etwas Erfahrung erkennt man die auszubrechenden Triebe sofort. Zu Beginn kann man sagen, die sich später entwickelnden und somit kleinsten Triebe zwischen senkrechtem Haupttrieb und bereits ausgewachsenem und gut entwickeltem Seitentrieb müssen entfernt werden.
Die Technik
Beim Entfernen der Geiztriebe sollten unerwünschte Triebe einfach seitlich ausgebrochen, oder mit dem Daumennagel abgeknipst werden. Schneiden mit dem Messer oder der Schere sollte man dagegen vermeiden. Die so erzielten glatten Schnitte neigen dazu, übermäßig stark Pflanzensaft abzusondern, was die Pflanze unnötig schwächt und eine weitere Schädigung des eigentlich erwünschten Haupttriebs zur Folge haben kann. Außerdem ist die Gefahr recht groß, beim Ausgeizen im beengten Bereich zwischen den erwünschten Trieben vor allem mit dem Messer auch diese zu beschädigen.
Nicht völlig ignorieren sollte man bei diesem Vorgang auch die Hygiene. Dabei geht es weniger um Verschmutzungen der Geizstellen mit Erde, in der die Tomaten ja ohnehin wachsen. Allerdings können sich auch Pflanzen an beschädigten Stellen infizieren, so dass gerade beim Ausgeizen gerne Krankheiten von Pflanze zu Pflanze übertragen werden. Ist eine Tomatenpflanze bereits sichtbar geschädigt, sollte man vor dem Wechsel zur Nachbarpflanze die Hände waschen.
Zeitpunkt und Häufigkeit
Den richtigen Zeitpunkt für die Entfernung der Geiztriebe gibt es nicht. Denn beim Tomaten ausgeizen handelt es sich viel mehr um einen immer wieder durchzuführenden Vorgang, da Tomaten, wie alle anderen Pflanzen auch, gerade durch die Entfernung von Trieben sogar nochmals vermehrt im Wachstum angeregt wird und somit immer wieder neue Geiztriebe bildet.
Der Zeitpunkt und die Häufigkeit des Ausgeizens lassen sich jedoch recht gut wie folgt zusammenfassen:
- Geiztriebe bei entsprechender Pflanzenentwicklung ab Juni regelmäßig durchführen
- Pflanzen einmal wöchentlich auf neue Triebe kontrollieren und diese entfernen
- Triebe Morgens entfernen, da sich die Schadstellen an den Zweigen durch Sonneneinwirkung über den Tag schneller schließen
- nicht bei Regen ausgeizen, da die Pflanzen dann vermehrt Pflanzensaft führen, der dann an der Schadstelle ausblutet
Ausnahmen – nicht immer ist Tomaten ausgeizen das Mittel der Wahl
Auch wenn man nahezu alle gängigen Tomaten-Sorten wie beschrieben zur Ertragsteigerung ausgeizen kann, so gibt es doch einige Ausnahmen. Vor allem alle Sorten rund um Buschtomaten sollten beim Tomaten ausgeizen außen vor bleiben. Denn Buschtomaten sollten, wie ihr Name schon vermuten lässt, explizit in der bei anderen Sorten unerwünschten Buschform wachsen. Das Entfernen von Trieben wäre daher kontraproduktiv und würde die Pflanze lediglich schädigen und schwächen.
Andere Wege, Geiztriebe zu vermeiden
Je mehr Tomaten im häuslichen Garten wachsen, um so größer ist auch der Aufwand für die Lokalisation und Entfernung von Geiztrieben. Logischerweise sind viele Hobbygärtner daher auf der Suche nach Möglichkeiten, von vorn herein die Bildung unerwünschter Triebe zu verhindern. Es sei an dieser Stelle gesagt, dass es keine Möglichkeit gibt, das Wachstum der Pflanze ausschließlich auf die vom Gärtner gewünschten Triebe zu beschränken. Allerdings lässt sich die Triebfreudigkeit der Tomatenpflanze durchaus beeinflussen. Je weniger Licht die Pflanze erhält, um so mehr Triebe bildet sie, um das wenige Licht durch noch mehr Blattmasse noch effektiver ausnutzen zu können. Daher sollte sowohl die Jungpflanze in der Aufzucht, als auch die ausgewachsene Tomate im Freiland immer ausreichend Licht vorfinden, so dass sie die vorhandenen Triebe kräftigt und weiterentwickelt, anstatt immer wieder neue Triebe nachzuschieben.
Unterstützende Maßnahmen
Der Ausgeizvorgang lässt sich durch verschiedene vorbereitende und unterstützende Maßnahmen nochmals verbessern, da man den Tomaten so nicht nur unerwünschte Zweige nimmt. Sie werden darüber hinaus auch nochmals bei der Entwicklung der gewünschten Triebe unterstützt. Diese sind:
- Vorbereitung einer optimalen Bodenbeschaffenheit
- gute Standortwahl mit hoher Belichtung
- ausreichende Wasserversorgung
- hohes Nährstoffangebot