Wenn die knackig roten Rhabarberstangen ihren Kunden aus dem Supermarkt wieder entgegen lachen, kommen Genießer auf ihre Kosten. Der Geschmack ist aber nur ein Aspekt, der das Gemüse so begehrt macht. Entscheidend ist wohl auch die Rarität, denn Rhabarber landet ähnlich dem Weihnachtsgebäck nur einmal im Jahr auf den Tellern. Kaum hat die Rhabarber-Saison begonnen, ist sie auch schon wieder vorbei.
Offizielle Rhabarber-Saison
Ob vom Feld oder aus dem eigenen Garten – Rhabarber hat nur etwa zwei Monate lang Saison. Während sich der Beginn nach der Reife der Stangen richtet, ist für das Ende ein allgemeingültiges Datum festgelegt, nämlich der Johannistag am 24. Juni.
Mitte April ist es endlich so weit: die Landwirte holen die ersten Rhabarberstangen von den Feldern, welche prompt auf dem Markt landen. Wann genau Liebhaber des Rheum rhabarbarum auf ihre Kosten kommen, entscheidet hauptsächlich das Wetter. Denn erst wenn das Gemüse folgende Eigenschaften aufweist, gilt es als genießbar:
- glatte anstelle gewellter Blätter
- feste Konsistenz der Stangen
- etwa 1,5 bis 2,5 cm dick
- satt grün oder intensiv rot gefärbt
Das Ende der Rhabarber-Saison ist hingegen an ein festes Datum gebunden. Die Regel, am Johannistag den letzten Rhabarber zu ernten, geht auf langjährige Erfahrungen von Naturereignissen zurück. An diesem Tag endet übrigens auch die Spargel-Saison. Laut der häufig zutreffenden Bauernregeln, müssen Landwirte nach diesem Datum die sogenannte Schafskälte nicht mehr befürchten. Die fortan ansteigenden Temperaturen geben vielen Gemüsesorten einen regelrechten Wachstumsschub. Im Zuge dessen bilden einige Pflanzen Inhaltsstoffe, die wie im Falle des Rheum rhabarbarum für den Menschen unverträglich sind. Für den Rhabarber ist dies aber sehr wichtig, um trotz der Ernte im Folgejahr wieder knackige Stangen zu bilden.
Das Ende der Erntezeit hat nichts mit dem Wachstum von Rheum rhabarbarum zu tun. Auch nach dem 24. Juni bildet das Gemüse weitere Stangen.
Besonderheiten 2019
2019 durften sich Liebhaber des rot-grünen Gemüses schon frühzeitig freuen. Das ungewöhnlich warme Wetter ließ den Rhabarber schon sehr früh reifen. Mitte April, dem eigentlichen Beginn der Erntezeit, lief die Feldarbeit bereits auf Hochtouren. Noch immer sind die Landwirte nicht satt und sorgen weiterhin für frische Ware in den Supermärkten und auf dem Wochenmarkt. Wenn auch die Ernte früher als sonst begonnen hat, wird die Rhabarber-Saison auch in diesem Jahr voraussichtlich traditionell am 24. Juni enden.
Warum endet die Erntezeit so früh?
Dass die Rhabarberzeit bereits im Juni endet, obwohl eine weitere Ernte noch möglich wäre, hat zwei Gründe:
- Gehalt der Oxalsäure
- Pflege für das Folgejahr
Gehalt der Oxalsäure
Bleiben die Temperaturen dauerhaft konstant warm, erfährt Rheum Rhabarbarum einen Wachstumsschub. Dabei steigt die Menge an Oxalsäure in der Pflanze. Während Oxalsäure in nahezu allen Pflanzen vorkommt, weist der Rhabarber ohnehin eine vergleichsweise hohe Konzentration auf. Im eigentlichen Sinne ist dieser Stoff zunächst nicht gesundheitsschädlich. Immerhin produziert sie der menschliche Körper bei bestimmten Stoffwechselvorgängen selbst. Doch genau hier liegt das Problem. Der Organismus ist nicht auf zusätzliche Oxalsäure angewiesen. Eine Mehraufnahme führt auf Dauer zu Nierensteinen und hemmt die Nährstoffaufnahme (besonders von Calcium).
Pflege für das Folgejahr
Schlimm genug, dass das leckere Gemüse nur so kurze Zeit erhältlich ist, aber man soll ja bekanntlich immer dann einen Schlussstrich ziehen, wenn es am schönsten ist. Umso mehr freuen sich Liebhaber auf die Erntezeit des nächsten Jahres. Damit die Stangen dann genauso schmackhaft und bissfest sind, benötigt die Pflanze nach der Rhabarber-Saison unbedingt eine Regenerationsphase. Bereits beim Ernten sind folgende Aspekte zu beachten, um das Gewächs zu schonen:
- Stangen nicht abschneiden, sondern abdrehen
- nur kleine Mengen ernten
- ein bis maximal zwei Drittel abtrennen
Außerdem ist Rheum rhabarbarum ein Starkzehrer. Nach der Erntezeit erfolgt deshalb eine Düngergabe, um das Wachstum mit zusätzlichen Nährstoffen zu fördern. Geeignete Mittel sind zum Beispiel Gemüsedünger, Kompost oder Pflanzenjauche.
Tipp: Verteilen Sie einige abgetrennte Stiele und Blätter auf dem Substrat um die Pflanze herum. Auf diese Weise reichern Sie den Boden organisch an.
Wichtig ist ebenso, die neuen Triebe möglichst frühzeitig abzudrehen. Andernfalls nutzt Rheum rhabarbarum seine Kraftreserven für die Fortpflanzung und nicht für die Überwinterung. Ebenso ist ein Rückschnitt empfehlenswert, bei dem der Gärtner jedoch nur die verwelkten Pflanzenteile entfernt. Vitale, grüne Stiele dienen der Pflanze zur weiteren Entwicklung. Der beste Zeitpunkt für den Schnitt ist im Herbst oder Frühjahr.
Nach zehn Jahren liefert der Boden für das starkzehrende Gemüse auch trotz zusätzlicher Düngergabe nicht mehr genügend Nährstoffe. Dann empfiehlt es sich, das Gewächs umzusetzen.