Wer sich selbst versorgt, möchte dennoch nicht auf ein breites Angebot an Nahrungsmitteln verzichten. Eine gute Möglichkeit, den Speiseplan zu bereichern, ist das Züchten eigener Pilze. Wir erklären, welche Speisepilze sich dafür eignen und wie der Anbau in Garten und Keller gelingt.
Speisepilze anbauen leicht gemacht
Mit wenig Aufwand lassen sich Pilze selbst kultivieren. Die folgenden Informationen helfen, die notwendigen Schritte zu verstehen und den damit verbundenen Aufwand einzuschätzen.
Die Brut – der Ursprung der Pilze
Für das Züchten eigener Pilze kommen Sie in aller Regel nicht um den Zukauf einzelner Komponenten herum. Vor allem die Pilzbrut, also wachstumsfähige Pilzfäden (Mycel oder Myzel) sind zwingend als Starter der Kolonie nötig. Hierbei existieren mehrere gängige Varianten:
- Körnerbrut: vom Mycel eingesponnene Getreidekörner
- Substrat-Brut: vom Mycel durchwachsenes Strohmehl, Stroh oder Sägespäne
- Dübel-Brut: handelsübliche, jedoch vollständig mit Pilzfäden durchsetzte Holzdübel aus Buchenholz
Hat man diese erst einmal vorliegen, kommt es als nächstes auf das richtige Substrat an. Verwendbar sind beispielsweise
- Stroh
- Strohpellets aus gepresstem Stroh
- Totholz
- Spezielles Pilzsubstrat für den eigenen Anbau
Die „Aussaat“
Die Anpflanzung fällt danach sehr leicht. Die Träger der Pilzfäden werden in das Substrat eingebracht. Je nach Brut- und Substratart wird die Brut entweder aufgestreut (Stroh), untergemischt (loses Substrat), oder in Bohrungen bzw. direkt in die Masse eingebracht (Totholz, Strohpellets). Bei bestimmten Substraten kann es nötig sein, die Brut nochmals mit einer dünnen Deckschicht aus Erde abzudecken.
HINWEIS: Bei dem Umgang mit Substrat und Pilzbrut sollte unbedingt stark auf Hygiene geachtet werden. Wird die Brut verunreinigt, können Schimmelpilze dazu führen, dass diese vollständig abstirbt und der eigene Anbau der Speisepilze gescheitert ist. Idealerweise wird daher mit frisch gewaschenen Händen oder Einweghandschuhen gearbeitet. Werkzeuge sollten vorab gespült und mit Essigwasser desinfiziert werden!
Die Aufzucht
Damit das Wachstum der ausgebrachten Brut nun auch erfolgreich von statten geht, benötigen die Speisepilze nur wenig Aufmerksamkeit. Mit den folgenden Umgebungsbedingungen sind sie in der Lage, die Energie aus dem Substrat heraus zu nutzen und sich prächtig zu entfalten:
- Feucht, idealerweise sehr hohe Luftfeuchtigkeit
- Kühle Temperaturen
Gute Rahmenbedingungen bietet beispielsweise die Zucht im Keller, aber auch der Garten kann durch positive Rahmenbedingungen punkten.
TIPP: Zwar wachsen die Pilze bei höheren Temperaturen schneller. Allerdings entwickeln sie so nur eine geringere Qualität. Je tiefer die Temperaturen sind, um so langsamer, aber hochwertiger wächst die Ernte heran.
Fertige Zuchtkästen – die Alternative.
Natürlich ist die Industrie heute auf den Zug des eigenen Anbaus von Pilzen aufgesprungen und bietet neben dem völlig eigenständigen Vorgehen auch Sets für eine deutlich einfachere Aufzucht an. Meist liegt hier entweder ein Behältnis mit bereits infiziertem Substrat vor, oder das Substrat muss nur noch mit der beiliegenden Brut überstreut werden. Besonders für Anfänger im Pilze züchten lohnt ein erster Versuch mit diesen vorgefertigten „Baukästen“, da sich damit leicht erste Erfahrungen sammeln lassen. Diese kann man später problemlos auf den Anbau ohne Zuchtsets übertragen.
Speisepilze im eigenen Anbau – geeignete Sorten
Neben dem Wie stellt sich natürlich schnell auch die Frage nach dem Was. Die folgenden Pilze lassen sich besonders gut zu Hause züchten:
Austernpilz
Optimale Temperatur | 6 bis 24 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien |
Gängige Methoden | Fertigkultur, Beetanbau, Kultivierung auf Totholz (Laubholz) |
Sonstiges | beliebter Speisepilz, industrielle Zucht in großem Umfang, zählt zu den Seitlingen |
Braunkappe
Optimale Temperatur | 10 bis 18 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien |
Gängige Methoden | Beetanbau |
Sonstiges | auch als Maronenröhrling oder Braunhäubchen bekannt, sehr anfällig für Belastungen mit Schwermetallen und anderen Umweltgiften |
Champignon
Optimale Temperatur | 10 bis 16 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien, im Haus |
Gängige Methoden | Fertigkultur |
Sonstiges | in zahlreichen Unterarten zu finden, „zweisporiger Champignon“ als beliebtester und verbreitetster Kulturpilz weltweit |
Igelstachelkopf
Optimale Temperatur | 10 bis 18 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien, im Haus |
Gängige Methoden | Fertigkultur |
Sonstiges | besonders in Asien sehr geschätzter Speisepilz, dort auch als Heilpflanze anerkannt, auch als Affenpilz oder Pom-Pom-Blanc bezeichnet |
Kräuterseitling
Optimale Temperatur | 10 bis 18 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien, im Haus |
Gängige Methoden | Fertigkultur, Beetanbau |
Sonstiges | klassischer europäischer Speisepilz mit hohem Verbreitungsgrad |
Limonenpilz
Optimale Temperatur | 6 bis 24 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien |
Gängige Methoden | Fertigkultur, Kultivierung auf Totholz (Laubholz) |
Sonstiges | Namensgebung auf Grund leuchtend gelber Farbe und frischem, zitrusartigen Geruch, zählt zur Familie der Seitlinge |
Parasol
Optimale Temperatur | 10 bis 18 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien |
Gängige Methoden | Fertigkultur, Beetanbau |
Sonstiges | auch als Riesenschirmling bekannt, ausgewachsene Hüte bis zu 40 Zentimeter im Durchmesser |
Pioppino
Optimale Temperatur | 18 bis 30 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien, im Haus |
Gängige Methoden | Fertigkultur |
Sonstiges | stark aromatisch, vor allem in Italien und Frankreich verbreitet, auch als Samthaube bekannt |
Rosenseitling
Optimale Temperatur | 6 bis 24 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien |
Gängige Methoden | Fertigkultur, Beetanbau, Kultivierung auf Totholz (Laubholz) |
Sonstiges | intensiv rote Farbe, außergewöhnlicher Geschmack mit Ähnlichkeit zu Lachsschinken |
Shiitake
Optimale Temperatur | 14 bis 22 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien, im Haus |
Gängige Methoden | Fertigkultur, Beetanbau |
Sonstiges | bekanntester Vertreter der Speisepilze aus dem asiatischen Raum, heute auch in Europa vielfach gezüchtet |
Toskanapilz
Optimale Temperatur | 10 bis 18 Grad |
Geeignete Standorte | im Freien |
Gängige Methoden | Fertigkultur, Kultivierung auf Totholz (Laubholz) |
Sonstiges | stark aromatisch, leicht nussiger Geschmack, auch als Goldkäppchen oder Japanisches Stockschwämmchen bekannt |