Die Pflaume (Prunus domestica) oder Zwetschge, wie sie in manchen Regionen genannt wird, ist eine der beliebtesten Früchte, mit der die Erntesaison im Herbst eingeleitet wird. Früchte trägt der Baum jedoch nur am zwei- und dreijährigen Holz. Daher ist es wichtig den Pflaumenbaum regelmäßig zu schneiden, damit er üppig Früchte trägt.
Werkzeuge
Für den Schnitt benötigen Sie folgende Werkzeuge:
- Astschere
- Gartenschere
- Säge
- evtl. Leiter
Müssen dickere Äste entfernt werden, kann es sein, dass auch eine Motorsäge mit entsprechender Schutzkleidung benötigt wird. Bei der Auswahl der Ast- bzw. Gartenscheren sollten Sie bevorzugt Bypass-Scheren verwenden. Im Vergleich zu Amboss-Scheren quetschen diese die Äste nicht.
Hinweis: Wollen Sie größere Äste entfernen, halten Sie ein geeignetes Baumharz zur Versiegelung der Schnittstellen bereit. Dadurch können Bakterien oder Pilze nicht so leicht eindringen.
Schnitt-Zeitpunkt
Der Zeitpunkt zum Schneiden eines Pflaumenbaumes ist abhängig davon, welcher Schnitt durchgeführt wird. Es gibt daher drei verschiedene Schnittarten:
- Erziehungsschnitt
- Erhaltungsschnitt
- Verjüngungsschnitt
Der Erziehungsschnitt wird jährlich entweder im Frühjahr oder im Herbst durchgeführt, um beispielsweise Kronen auszulichten oder Triebe, die sich gegenseitig behindern zu entfernen.
Beim Erhaltungsschnitt, der von Mai bis September gemacht werden kann, wird darauf geachtet die Form des Baumes bzw. der Krone zu erhalten. Dabei entfernen Sie beispielsweise jene Triebe, die in das Kroneninnere wachsen. Diesen Schnitt führen Sie in der Regel ebenfalls einmal jährlich durch. Es kann aber auch vorkommen, dass mehrmals pro Jahr ein Erhaltungsschnitt notwendig ist.
Der Verjüngungsschnitt erfolgt in der Regel nach der Ernte. Ziel des Verjüngungsschnittes ist es, den Baum zur Bildung junger Triebe anzuregen. Der Schnitt wird dabei nicht jährlich, sondern nur bei Bedarf durchgeführt.
Schnitt-Technik
Vor dem Schneiden des Pflaumenbaums ist es wichtig ein paar allgemeine Hinweise zur Schnitttechnik zu verinnerlichen. Folgendes ist dabei zu beachten:
- glatte senkrechte Schnitte machen
- Schnitt nur über einem außen liegenden Auge machen
- Rinde nicht abziehen
- kräftigsten Mitteltrieb identifizieren
- drei bis vier Leitäste an einem Mitteltrieb behalten
- überzählige Triebe entfernen oder auf 10 cm einkürzen
- kräftige Leitäste um 1/3 einkürzen
- schwache Leitäste um die Hälfte einkürzen
Grundsätzlich sollten immer drei bis maximal vier Leitäste an einem Mitteltrieb auf gleicher Höhe sein. Dadurch kann sich der Saft im Baum gleichmäßig im nächsten Frühjahr verteilen und es kommt zu keiner Unterversorgung der Äste.
Leitäste richtig schneiden
Ein häufiger Fehler beim Schnitt von Prunus domestica liegt bei den Leitästen. Die Leitäste sind für die sogenannte Saftwaage zuständig, damit in die Seitentriebe die Flüssigkeit von den Wurzeln gleichmäßig in die Höhe steigt. Dazu braucht es einen Hauptleitast, der sich üblicherweise in der Mitte der Krone befindet. Er ist der höchste Ast und „zieht“ von der Wurzel bis in die höchste Spitze. Der Hauptleitast selbst ist jedoch nicht der ertragreichste Ast, er forciert lediglich den Saftfluss.
Damit sich der Pflanzensaft gleichmäßig in die Seitenäste verteilt, ist es wichtig, dass die Leitäste der Mitteltriebe etwas kürzer sind als der Hauptleitast. Sie sind später auch die ertragreichsten Äste. Die Leitäste der Mitteltriebe sollten später auf unterschiedlichen Höhen sein. Durch die Ansatzstellen auf unterschiedlicher Höhe wird eine gleichmäßige Streuung erreicht.
Tipp: Ein guter Leitast hat immer einen Winkel zwischen 45 und 90 Grad zum Stamm. Ideal ist ein Winkel von 60 Grad.
Anleitung für einen Pflanzschnitt
Ein bisher nicht erwähnter Schnitt ist der sogenannte Pflanzschnitt. Er wird nur einmal im Leben eines Pflaumenbaumes durchgeführt. Unmittelbar nach der Pflanzung macht der Gärtner diesen Schnitt, der entscheidend dafür ist, wie sich der Baum später entwickelt. Ziel ist es, eine ergiebige Kronenstruktur zu definieren, die dem Pflaumenbaum auch eine stabile Form gibt.
So sollte ein Pflanzschnitt aussehen:
- einen kräftigen Mitteltrieb auswählen
- 3 – 4 Leitäste auswählen
- Leitäste um 1/3 einkürzen
Grundsätzlich sollten beim Pflanzschnitt nur kräftige Äste vorhanden sein. Bäume, die keine kräftigen Äste haben, sollten Sie gar nicht erst kaufen. Mindestens zwei bis drei kräftige Leitäste sollten vorhanden sein. Weitere Leitäste können etwas schwächer ausfallen, müssen allerdings stärker eingekürzt werden.
Anleitung für einen Erziehungsschnitt
Der Erziehungsschnitt dient dazu, eine perfekte Krone zu formen. In seiner natürlichen Entwicklung hat die Pflaume eher einen schmalen und stark nach oben gerichteten Wuchs. Das führt dazu, dass der Ertrag eher mäßig ausfällt. Mit dem Erziehungsschnitt formt der Gärtner eine schöne Krone, wodurch sich auch der Ertrag erhöht, indem das Fruchtholz ausreichend Licht bekommt.
So führen Sie einen Erziehungsschnitt durch:
- aus der Krone herausragende Triebe entfernen
- Seitentriebe, die die Krone behindern, entfernen
- maximal 8 Leitäste pro Seitentrieb belassen
- Innentriebe bis auf 10 cm zurückschneiden
Anleitung für einen Erhaltungsschnitt
Beim Erhaltungsschnitt wird vorwiegend das Gerüst des Baumes erhalten und die alten Fruchttriebe, die abgeerntet wurden, entfernt. Stärker noch als beim Erziehungsschnitt liegt bei dieser Schnitttechnik der Fokus auf einem hohen Ertrag, indem er zukünftige Fruchttriebe fördert.
So führen Sie einen Erhaltungsschnitt durch:
- steile Triebe entfernen
- ins Kroneninnere wachsende Triebe entfernen
- alte Fruchttriebe entfernen
- Konkurrenztriebe zu zukünftigen Fruchttrieben entfernen
- zweijährige Seitentriebe einkürzen
Anleitung für einen Verjüngungsschnitt
Wurde ein Pflanzschnitt sowie regelmäßige Erhaltungs- und Erziehungsschnitte durchgeführt, ist ein Verjüngungsschnitt nur selten notwendig. Lediglich bei Bäumen, die sehr alt sind bzw. nicht gut gepflegt wurden, muss ein Verjüngungsschnitt durchgeführt werden, damit der Ertrag in den nächsten Jahren wieder zunimmt.
Verjüngungsschnitt durchführen:
- steil wachsende Äste schneiden
- möglichst immer die dünnsten Äste entfernen
- überhängende oder alte Triebspitzen schneiden
- vergreistes Fruchtholz auf jüngere Seitentriebe zurückschneiden
Beim Verjüngungsschnitt ist es besonders wichtig, die Verletzungen am Baum möglichst klein zu halten. Wenn die Entscheidung zwischen zwei Ästen getroffen werden muss, sollte bevorzugt der dünnere Ast entfernt werden, damit die Schnittverletzung klein bleibt. Größere Schnittverletzungen müssen immer durch einen geeigneten Wundverschluss, wie Baumharz, geschützt werden.
Krankheiten beim Schnitt vermeiden
Pflaumenbäume können durch einen falschen Schnitt bzw. Schnittzeitpunkt in Gefahr gebracht werden. Der Zeitpunkt sollte so gewählt sein, dass es mehrere Tage vorher und nachher trocken bleibt. Dadurch können die Schnittstellen gut abtrocknen und der Baum hat genug Zeit die Wunden selbst zu verschließen. Ein sehr feuchtes Milieu beim Schnitt begünstigt ein Wachstum von Bakterien und Pilzen.
Das Werkzeug für den Schnitt des Pflaumenbaumes sollte keimfrei sein. Durch unsauberes Werkzeug können Pilze und Pflanzenkrankheiten auf den Pflaumenbaum übertragen werden. Wenn Sie einen Baum schneiden, ist es oft verlockend, gleich noch weitere Bäume und Sträucher zu schneiden. Bevor Sie aber einen neuen Baum angehen, sollten Sie das Werkzeug immer reinigen. Ein handelsübliches Desinfektionsmittel ist dafür völlig ausreichend.
Bei Schnittarten wie dem Verjüngungsschnitt ist ein geeigneter Wundverschluss besonders wichtig. Dieser sorgt dafür, dass der Baum nicht ausblutet und verhindert das Eindringen von Krankheitserregern. Bei der Auswahl des Wundverschlusses sollten Sie immer ein Harz auswählen, das mit dem Baum mitwachsen kann. Es gibt sehr viele nicht flexible Wundverschlüsse, die durch das Wachstum von Prunus domestica wieder aufplatzen und erneut Krankheiten und Pilzen eine Angriffsstelle bieten.
Tipp: Achten Sie immer auf die richtige Schnitttechnik. Dadurch minimieren Sie das Risiko von Verletzungen und es können sich wieder gesunde und kräftige Triebe entwickeln.