Capsicum, oder zu Deutsch auch Paprika, ist eine der immer wieder in unzähligen Nutzgärten anzutreffenden Kulturpflanzen. Auf Grund ihrer südamerikanischen Herkunft bedarf die Paprika jedoch Umgebungsbedingungen, die dazu führen, dass sie in unseren Breiten vielfach im Gewächshaus anzutreffen ist. Welche Probleme beim Anbauen immer wieder auftreten und mit welchen Krankheiten Sie Konfrontiert werden können, erklären wir hier.
Probleme im Gewächshaus
Selbstverständlich hat das Anbauen der verschiedenen Capsicum-Arten im Gewächshaus eindeutige Vorteile. Höhere Temperaturen und eine geschützte Umgebung sind nur einige dieser unbestreitbar positiven Aspekte. Allerdings erwachsen daraus auch verschiedene Nachteile und Probleme, die es für das Erfolgreiche Anbauen der vielseitigen, schmackhaften Schoten zu bewältigen gilt:
Temperatur
Vielfach als klarer Vorteil ausgewiesen, begünstigen höhere Umgebungstemperaturen nicht nur das Wachstum der Paprika, sondern natürlich auch von Parasiten und Krankheiten. Denn so, wie sich die Pflanzenzellen in warmer Umgebung besonders wohl fühlen und fleißig vermehren, gilt dies selbstredend auch für Bakterien, Insekten und andere Übeltäter.
Feuchtigkeit
Im Gewächshaus kann eine deutlich höhere Luftfeuchte das Wachstum von Paprika fördern. Diese Feuchtigkeit nehmen auch die Krankheiten gerne zur eigenen Vermehrung in Anspruch und gedeihen im Gewächshaus unter geradezu optimalen Wachstumsbedingungen.
Witterungsschutz
Nichts mögen Parasiten und Krankheitserreger weniger, als kalte Regengüsse. Sowohl die plötzliche Temperaturveränderung, als auch die übermäßige Feuchtigkeit vertragen sie schlecht. Zudem werden sie vom Niederschlag sogar einfach hinfort gespült und so ihres Wirtes beraubt. Alles das wird durch das Gewächshaus im Schutze des Daches verhindert, so dass die möglichen Probleme der Paprika im selben Maße gefördert werden, wie das Pflanzenwachstum selbst.
UV-Licht
Ultraviolette Strahlung gilt als keimabtötend und kann insbesondere Krankheiten gut eindämmen. Obwohl ein modernes Gewächshaus die für Capsicum wichtige Strahlung normalerweise hindurchlässt, wird die Strahlungsintensität durch die Wetterhülle definitiv reduziert und die natürliche Eindämmung der Krankheitserreger teils erheblich behindert.
Wasser
Abseits für Capsicum schädlicher Koexistenten bestehen aber auch andere Aspekte, die in der geschützten Umgebung des Gewächshauses klar nachteilig ausfallen und durch den Hobbygärtner daher gezielt angegangen werden müssen. Ganz banal schützt die Überdachung zwar vor Wind und Wetter, hält aber eben auch Niederschlagswasser ab. Da Paprika zum Wachstum Wasser benötigt, ist Gießen bei Gewächshausaufzucht unerlässlich. Da das Gießen nicht nur in Trockenperioden Wasser zuführt, sondern auch die tatsächlich erfolgenden Niederschlagsmengen vollständig ersetzen muss, liegen Häufigkeit und Menge der Wassergaben deutlich über denen im Freiland.
Nährstoffe
Ohne Düngen ist heute kaum ein Gemüseanbau vorstellbar. In der klar abgegrenzten und geschützten Umgebung des Gewächshauses ist das Nährstoffangebot auf Grund der limitierten Ressourcen nochmals geringer. Regelmäßiges, intensives Düngen ist daher unverzichtbar, um den erhofften Ernteertrag zu erzielen.
Belüftung
Die schützende Hülle des Gewächshauses bedeutet zugleich immer und unabhängig von vorhandenen Belüftungsöffnungen eine Einschränkung der Luftzirkulation. Das Resultat ist eine deutlich höhere Luftfeuchtigkeit, die zwar in gewissem Rahmen sogar erwünscht ist, die sich in kritischen Bereichen der Pflanze durch eine schlechtere Ablüftung anstehender Nässe aber auch ganz klar nachteilig auswirken kann. Vor allem in Blattachseln, sowie im Wurzelbereich, ist eine höhere Wahrscheinlichkeit von Schimmel- und Fäulnisbefall die Folge.
Tipp: Obwohl man vor allem in den kühleren Jahreszeiten verleitet ist, den Schutz des Gewächshauses möglichst zu optimieren, kann es kaum ein zu viel an Belüftung geben. Im Zweifelsfall sollten Sie einer optimalen Belüftung den Vorrang vor etwas höheren Temperaturen im Innenraum geben, da die Auswirkungen einer schlechten Luftzufuhr mit Schimmel und Fäulnis weit schwerwiegender sind, als bei einer etwas geringeren Wachstumsleistung!
Vermehren
Um sich zu vermehren, ist Capsicum auf die Bestäubung durch Bienen und andere Insekten angewiesen. Da Gewächshäuser zur Vermeidung von Schädlingsbefall häufig mit Insektengittern versehen sind, kann die Entwicklung von Früchten hier zum großen Problem werden. In der Blütezeit gilt es daher, die Zugänglichkeit für Bestäuber gezielt herzustellen und darüber hinaus Anreize zu schaffen, die geschützte Umgebung der Glashülle anzufliegen.
Überwintern
Obwohl Capsicum in aller Regel als einjährige Pflanze kultiviert wird, bietet sich der Gewächshausanbau ideal an, um die Pflanzen für einen höheren Ernteertrag im Folgejahr zu überwintern. Allerdings ist kaum eine Pflanze völlig frei von Krankheitserregern, Pilzsporen oder Parasiten. Diese nehmen das Angebot zur Überwinterung ebenfalls dankbar an und vermehren sich spätestens zu Beginn des Frühjahrs explosionsartig. Die große Gefahr einer mehrjährigen Aufzucht ist damit eine exponentielle Steigerung der Bedrohung durch Krankheit und Fressfeinde.
Krankheiten bei Gewächshausaufzucht
Betrachtet man die anstehenden Probleme bei Zuhilfenahme eines Gewächshauses für den Paprikaanbau wird schnell deutlich, dass viele der Herausforderungen auf eine Begünstigung von Krankheiten hinauslaufen. Um bei Auftreten der Symptome besonders frühzeitig und rasch vorgehen zu können, sollte man die gängigen Erreger und die mit ihnen verbundenen Krankheitsbilder kennen:
Mehltau
Echter Mehltau
- Erreger: verschiedene Pilzerreger
- Symptome: pelziger Belag auf Blättern und Stängeln, der auch in die Pflanzensubstanz eindringt
- Folgen: Schwächung der Pflanze, Absterben einzelnen Blätter und Triebe, reduzierter Ernteertrag, im Extremfall Vertrocknen und Absterben
- Bekämpfung: Schachtelhalm- oder Knoblauchbrühe, zugelassene Pestizide, Vorbeugung durch Vermeidung stickstoffhaltiger Dünger
Falscher Mehltau
- Erreger: verschiedene Pilze
- Symptome: gelbe bis rötlich-braune Flecken auf den Blättern, weißer Pilzbelag an Blattunterseiten
- Folgen: Schwächung der Pflanze, abfallende Blätter, Ernteausfälle, Absterben der Pflanze
- Bekämpfung: befallene Bereiche entfernen und vernichten
Der Einsatz von Fungiziden zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus ist kaum möglich, da diese das Anbauen anderer Nutzpflanzen ebenfalls stark beeinträchtigen.
Hinweis: Die Benennung des Echten und Falschen Mehltaus erfolgt auf Grund der ähnlichen Symptome. Es handelt sich aber um unterschiedliche Pilzfamilien, die auf unterschiedlichem Wege in die Pflanze eindringen. Eine Artverwandtschaft besteht dagegen nicht.
Weitere Pilz-Krankheiten
Fusarium-Welke
- Erreger: Pilz Fusarium Oxysporum
- Symptome: Blätter welken von unten nach oben hin ab
- Folgen: rasches Absterben der gesamten Paprika
- Bekämpfung: aktuell nicht möglich
Achtung: Die Fusarium-Welke tritt wegen hoher Boden- und Lufttemperatur besonders häufig beim Anbau von Paprika in Gewächshäusern auf!
Verticillium-Welke
- Erreger: verschiedene Pilze
- Symptome: Pflanzenteile und ganze Pflanze welken wegen durch Pilzinfektion verstopfte Leitungsbahnen
- Folgen: Absterben der Pflanze
- Bekämpfung: keine Bekämpfung möglich
Tipp: Da diese Krankheit bereits durch die Samen übertragen wird, lohnt bereits lange vor dem Anbauen des Capsicum eine entsprechend sorgfältige Auswahl der Samen!
Rostkrankheiten
- Erreger: Rostpilze
- Symptome: rote bis rotbraune Sporenlage auf Blattunterseite
- Folgen: Schwächung der Pflanze, Absterben befallener Bereiche
- Bekämpfung: Schachtelhalm-Brühe, Rainfarn-Brühe, Bestäubung mit Steinmehl, befallene Bereiche entfernen und vernichten
Umfallkrankheit (Poma Lingam)
- Erreger: Pilz
- Symptome: kleine, runde graue Flecken an Keimblättern, frisch gekeimte Sämlinge fallen um
- Folgen: keine Weiterentwicklung der Pflanze, meist durch Bodenlage Fäulnis und Absterben
- Bekämpfung: keine Abwehr möglich
Viruserkrankungen
Darüber hinaus ist Paprika für zahlreiche wirtsunspezifische Viruserkrankungen anfällig, die das Anbauen deutlich erschweren können. Auf Grund der Vielzahl der Krankheitsbilder entfällt hier eine detaillierte Aufzählung. Eine Bekämpfung der Viren ist ohnehin nicht möglich, so dass lediglich das Entfernen und Vernichten befallener Pflanzen bleibt.