Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, sind längst nicht alle Tomaten reif und noch viele grüne am Strauch. Aufgrund der niedrigeren Temperaturen und des reduzierten Sonnenlichtes reifen die auch nicht mehr. Das ist aber kein Grund sie wegzuwerfen, denn grüne Tomaten reifen nach, wenn man die Bedingungen dafür schafft.
Warum grüne Tomaten nachreifen müssen
Unreife, grüne Früchte enthalten ähnlich wie grüne Kartoffeln, den Wirkstoff Solanin, ein Bitterstoff, den die Früchte produzieren, um sich vor Schädlingen zu schützen. Solanin kann beim Verzehr größerer Dosen gesundheitsschädlich sein und Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Dieses Gift ist fett unlöslich und hitzebeständig, sodass es auch beim Kochen, Backen oder Braten erhalten bleibt. Um so wichtiger ist es, unreife Früchte vor dem Verzehr nachreifen zu lassen. Während des Reifens wird das Solanin nach und nach abgebaut und ist in voll ausgereiften Früchten praktisch nicht mehr vorhanden.
Tipp: Neben den unreifen, grünen Tomaten gibt es auch Sorten, die im vollreifen Zustand grün sind, also besser nicht verwechseln.
Mit der Ernte nicht zu lange warten
Grüne Tomaten sollten noch vor den ersten Nachtfrösten geerntet werden, denn Frost würde die Früchte zerstören und ungenießbar machen. Schon nächtlicher Tau kann den empfindlichen Früchten zusetzen. Er führt zu glasigen Stellen auf der Frucht. Zudem kann die zunehmend feuchte Witterung einen Befall mit der gefürchteten Kraut- und Braunfäule begünstigen. Befallene Früchte müssten dann entsorgt werden.
- Unreife Früchte ernten, wenn Temperaturen nachts unter 10 Grad fallen
- Ausschließlich intakte und gesunde Früchte verwenden
- Tomaten auf keinen Fall abreißen
- Empfindliche Tomatenhaut könnte reißen
- An beschädigten Stellen, Keim- und Pilzbefall möglich
- Früchte besser von der Pflanze abschneiden
- Stiel dabei an der Frucht belassen
Methoden zum Nachreifen
Es gibt unterschiedliche Methoden, grüne Tomaten zur Vollreife zu bringen. Welche letztendlich die Beste ist, hängt von der Menge unreifer Früchte und den örtlichen Gegebenheiten ab. Dabei kann man die Früchte sowohl einzeln in einem geeigneten Behältnis als auch direkt am Strauch nachreifen lassen. Ganz gleich, für welche der zahlreichen Methoden man sich entscheidet, durch die Beigabe von Äpfeln, Birnen oder Bananen kann man den Reifeprozess noch beschleunigen. Das liegt an dem Reifegas Ethylen, welches diese Obstsorten verströmen.
Am Strauch
Unreife, grüne Früchte können problemlos direkt am Strauch nachreifen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass sich das typische Tomatenaroma und der Geschmack hier am ehesten entwickeln können.
- Pflanze mit der Wurzel ausgraben oder bodentief abschneiden
- Anschließend Blätter und schadhafte Früchte entfernen
- Pflanze mit den unreifen Früchten kopfüber aufhängen
- An warmen und sonnigen Tagen ins Freie hängen
- Vorzugsweise vor einer Südwand, geschützt unter einem Dachüberstand
- Auch jede gut belüftete Räumlichkeit geeignet
- Beispielsweise ein Dachboden, Heizungskeller oder frostfreier Schuppen
Tipp: Trotz bester Bedingungen erreichen nachgereifte Früchte meist nicht das volle Aroma und den typischen Geschmack ausschließlich in der Sonne gereifter Früchte. Dennoch sind sie in der Regel noch wesentlich aromatischer als die, die man im Winter im Handel zu kaufen bekommt.
Im Beet
Sofern es das Wetter zulässt, können grüne Tomaten auch im Beet nachreifen, wobei man dabei vor allem die Temperaturen im Auge behalten sollte. Zunächst legt man vor die Pflanzen ein Holzbrett oder eine ähnliche Unterlage. Dann knickt man die Pflanzen um, sodass die Früchte keinen Kontakt zum Boden haben. Im letzten Schritt stellt man einen Frühbeetkasten, kalten Kasten oder ein kleines mobiles Gewächshaus darüber und deckt es zum Schutz vor Kälte mit isolierenden Materialien, z.B. einer lichtundurchlässigen Folie oder einem Vlies ab.
In Gefäßen und Behältnissen
Gefäße und Behälter eignet sich vor allem für kleinere Mengen bzw. einzelne Früchte. Einige Experten empfehlen, möglichst immer komplette Rispen abzuschneiden und zum Reifen auszulegen. Auch hier sorgt der Stiel dafür, dass die Früchte ihr intensives Aroma ausbilden können. Zudem kann man so Verletzungen der Früchte beim Ernten vermeiden. Die frisch geernteten Tomatenrispen gibt man dann in entsprechende Behältnisse.
Karton oder Korb
Größere Mengen unreifer, grüner Früchte lassen sich auch gut in Pappkartons, Körben oder Horten aus Holz nachreifen. Man legt das jeweilige Behältnis mit Zeitungspapier aus und verteilt darauf die Rispen oder auch einzelne Früchte, im Idealfall zusammen mit einem Apfel. Gegebenenfalls kann man eine zweite Schicht darüber geben. Dann sollte die Erste zuvor mit mehreren Lagen Zeitungspapier bedeckt werden. Abschließend deckt man auch die obere Schicht mit Papier oder Pappe ab, denn Tomaten benötigen zum Ausreifen keinerlei Licht, sie reifen, auch wenn es komplett dunkel ist.
Tipp: Fehlt der Platz oder sollen nur vereinzelte Früchte nachreifen, reicht es auch, sie in etwas Zeitungspapier oder eine Papiertüte zu wickeln und an einem warmen, leicht feuchten Ort zu platzieren.
Tongefäß
In Tongefäßen, insbesondere dem altbewährten Römertopf, finden unausgereifte Tomaten, dank des porösen Materials beste Bedingungen, um besonders schnell und schonend nachzureifen.
- Topf vor dem Befüllen für etwa eine halbe Stunde in den Ofen
- Hitze soll Keime und Pilzsporen abtöten
- Dann den Topf für mehrere Stunden ins Wasser legen
- In das noch feuchte Gefäß die unreifen Tomaten geben
- Nach dem Befüllen den Topf abdecken
- Im Idealfall Untersetzer aus Ton verwenden
- Untersetzer mit der Mulde nach oben auflegen
- Er sollte sich mit Wasser befüllen lassen
- Sobald das Wasser verdunstet ist, nachfüllen
- Tontopf dann an einen warmen Platz stellen
Tipp: Natürlich müssen die Früchte regelmäßig kontrolliert und schimmlige, faulende oder beschädigte aussortiert werden, unabhängig von der Art des Behältnisses.
Einweckglas
Einweckgläser für diese Zwecke zu nutzen, ist sicher nicht optimal aber dennoch möglich. Am besten verwendet man dunkle und verschließbare Gläser. Beim Befüllen ist darauf zu achten, nicht zu viele Tomaten in ein Glas zu geben und lieber mehrere Gläser zu verwenden mit jeweils nur wenigen Früchten. Sind zu viele Tomaten in einem Glas, kommt es zu Druckstellen, an denen später Fäulnis entstehen kann. Nach dem Befüllen werden die Gläser verschlossen und an einen dunklen Ort platziert.
Mit roter Reifefolie
Noch relativ neu und unbekannt ist die Nachreifmethode mit roter Folie, die mittlerweile in gut sortierten Gartenfachmärkten angeboten wird. Die Wirksamkeit dieser Folie beruht auf langwelligen Lichtimpulsen, die in den Pflanzen ein Protein mobilisieren, was den Tomaten suggeriert, dass benachbarte Pflanzen bereits reife, rote Früchte tragen. Um dem nachzueifern und den vermeintlichen Vorsprung aufzuholen, reifen die Tomaten schneller. Diese Methode bietet sich an, solange die Tomaten noch im Garten stehen. Dazu muss man die Folie nur um die Pflanze herum, auf dem Boden ausbreiten.
Optimale Bedingungen zum Nachreifen
Für den Reifeprozess von Tomaten sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit essenziell. Folglich sollten sie geerntet werden, solange es noch nicht zu kalt ist. Sie benötigen Temperaturen zwischen 16 und 20 Grad, im Idealfall zwischen 18 und 20 Grad. Je wärmer es ist, desto schneller reifen die Früchte nach. Ist es zu kalt, reifen sie entweder nur sehr langsam oder gar nicht und verderben.
Die Luftfeuchtigkeit sollte weder zu niedrig noch zu hoch sein. Im besten Falle liegt sie über 80 %. Sind die Bedingungen nicht optimal und es ist zu feucht, kann es passieren, dass die Tomaten faulen. Ist die Luftfeuchtigkeit dagegen zu niedrig, können die Früchte im ungünstigsten Fall vertrocknen.