Die Zwiebel gilt als eine der am weitesten verbreiteten Kulturpflanzen. Denn sie ist nicht nur vielseitig in der Verwendung und genügsam im Anbau, sondern darüber hinaus auch noch gut lagerbar. Doch was tun, wenn Zwiebeln im Winterlager dennoch keimen? Lassen sich gekeimte Zwiebeln einpflanzen, oder sind sie sogar trotzdem noch essbar? Die Antworten finden Sie hier bei uns.
Warum keimt die Zwiebel im Keller?
Vor der Frage, was man mit einer gekeimten Zwiebel anfangen kann, sollte man sich in aller Kürze damit befassen, warum eine Zwiebel während der Lagerung überhaupt austreibt. Denn so erschließt sich recht simpel, dass ein Keimtrieb zwar eigentlich unerwünscht, letztlich aber keinesfalls schädlich ist.
Zwiebeln entwickeln Keimtriebe dann, wenn die Umgebungsbedingungen dafür günstig sind. Günstig bedeutet, wenn Voraussetzungen da sind, die ein Wachstum begünstigen. Normalerweise sollten diese Rahmenbedingungen erst im Boden vorhanden sein, je nach Lagerumgebung können sie aber auch problemlos in Keller, Garage oder sonstigem Lager auftreten.
Die zwei wichtigsten Parameter für die Keimung sind Feuchtigkeit und Temperatur. Ist genug Luftfeuchte vorhanden und die Temperatur hoch genug, wird die Keimung angeregt. Im Umkehrschluss sieht die optimale Lagerumgebung genau so aus, dass dies nicht vorhanden ist: Kühl und trocken.
Die Kultivierung gekeimter Zwiebeln
Eine im eingelagerten Zustand im Keller bereits gekeimte Zwiebel ist nichts anderes als eine Zwiebel, die bereits ohne umgebendes Erdreich beschlossen hat, in die nächste Wachstumsphase einzutreten. Verantwortlich dafür sind die bereits benannten Voraussetzungen am Lagerort. Der Selbstversorger würde diese sicherlich als ungünstige Bedingungen für die Lagerung beschreiben, während der Hobbygärtner allerdings eine junge Neupflanze mit besten Voraussetzungen für das Aussetzen ins Freiland sieht. Denn bis auf die folgenden Unterschiede handelt es sich bei ausgewachsenen Zwiebeln – biologisch betrachtet – selbstredend um keine andere Frucht als bei der gezielt für die weitere Kultivierung gezogene Steckzwiebeln:
- Größe: willkürlich getriebene Zwiebeln sind größer als Steckzwiebeln, damit aber auch größere Energiereserve für erstes Wachstum
- Empfindlichkeit: leichtes Abbrechen der neuen Triebe durch Fehlen des stützenden Erdreichs
- Anfälligkeit: Höhere Anfälligkeit für Parasiten und sonstige Erreger, da die Schale durch Austrieb geöffnet ist und Zugang zwischen Zwiebelschichten geschaffen wird
- Ernte: An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sich aus einer getriebenen Speisezwiebel meist keine klassische Zwiebelernte erzielen lässt. Denn mit ganz wenigen Ausnahmen entsteht aus dieser Grundlage keine neue, erntereife Zwiebel. Stattdessen erfreut die so getriebene Zwiebel aber mit üppigem Grün, das – ähnlich dem Lauch – ebenfalls vielfach in der Küche eingesetzt werden kann.
Hinweis: Obwohl eine willkürlich ausgetriebene Speisezwiebel letztlich ebenso eingepflanzt werden kann, wie eine klassische Steckzwiebel, lohnt es natürlich nicht, gezielt eingelagerte Speisezwiebeln austreiben zu lassen. Denn auf Grund ihrer weit größeren Abmessungen musste im Vorfeld ja für ihre Kultivierung weit mehr Energie aufgebracht werden, um diese für das Stecken eigentlich unnötige Größe zu erreichen.
Einpflanzen – Schritt für Schritt
Hat man sich einmal dafür entschieden, gekeimte Zwiebeln einzupflanzen, lässt sich das Ziel mit wenigen einfachen Schritten gut erreichen:
- Boden vor dem Einpflanzen gut auflockern, um späteres Wurzelwachstum zu erleichtern. Bei Bedarf: Bodenverbesserung mit maximal 1/3 Sand durchführen; Ziel: Lockerer, humoser Boden mit guter Drainageeigenschaft
- Furche, oder einzelne Vertiefungen für die Zwiebeln erstellen – Abstand ca. 30cm in der Furche und 30cm zwischen den Furchen
- Furchentiefe in Abhängigkeit von Zwiebelgröße: gebildeter Trieb soll aus dem Boden schauen, Zwiebel daher bis maximal zwei Zentimeter unter Triebansatz mit Erde bedecken
- an allen Seiten locker die Erde anhäufen und die Zwiebel gut angießen
- Düngergaben auf Grund der schwach bis mäßig zehrenden Eigenschaften meist nicht erforderlich
- Pflanze während der Wurzelbildung regelmäßig gießen, Boden dauerhaft feucht halten, dabei aber Staunässe vermeiden
Gekeimte Zwiebeln verwerten
Für so manchen Selbstversorger mag es unbefriedigend sein, eine getriebene Zwiebel zwar einpflanzen zu können, aus dieser aber meist keine frisch gewachsene Zwiebel zu erhalten, sondern stattdessen „nur“ Zwiebelgrün. Dieses ist zwar ebenso problemlos essbar und vielseitig verwendbar, hat sich aber in vielen Küchen bis heute nicht durchgesetzt. Daher ist es gut zu wissen, dass man problemlos auch Zwiebeln mit einem bereits ausgebildeten Keimtrieb noch verzehren kann. Dabei sollte man jedoch die folgenden Dinge wissen und gegebenenfalls berücksichtigen:
- In der Regel sind Zwiebeln nach der Triebbildung weiterhin problemlos verwendbar
- Bei zunehmender Ausbildung des Keimtriebs zunehmende Degeneration der Zwiebel bzw. von Zwiebelteilen aufgrund der Leerung der Energiespeicher durch den Trieb. Die Zwiebel ist dann noch essbar, aber mit abnehmender Qualität
- Keimtrieb essbar, Verwendungen meist ähnlich Frühlingszwiebel oder Lauch, z.B. als Würzeinlage, Suppengrün etc.
- Zwiebel vor Verzehr auf Befall von Pilzen, Schimmel oder Fäulnisbakterien kontrollieren, da Anfälligkeit am Austrieb besonders hoch
Rein technisch gesehen kann eine ausgekeimte Zwiebel problemlos mitsamt dem Keimtrieb verzehrt werden. Durch den einsetzenden Wachstumsprozess kann es aber dazu kommen, dass sich Geschmack und auch Konsistenz teilweise verändern und auch der Treib selbst verändert sich im Zuge des Wachstums.
Tipp: Erlaubt ist, was schmeckt. Oder umgekehrt: Teile, die nicht gefallen oder schmecken, sollten schlicht nicht mit verzehrt werden, selbst wenn dies grundsätzlich möglich wäre.