Selbstversorgung fängt klein an und manchmal ist es die Tomatenpflanze auf dem Balkon. Der Balkon ist oft die bessere Lösung für den Anbau von Tomaten im Vergleich zum Garten. Er ist meist Richtung Süden ausgerichtet, bekommt viel Sonne und Wärme und ist zudem geschützt. Ideale Bedingungen für Balkontomaten.
Standort auf dem Balkon
Obwohl der Balkon in der Regel für Tomaten sehr gut geeignet ist, gibt es auch hier Unterschiede, die über die Höhe der Ernte entscheiden. Grundsätzlich sollten Sie die Pflanzen dort aufstellen, wo sie am meisten und längsten Sonne abbekommen. Dadurch können sich die Pflanzen gut entwickeln und auch die Früchte reifen schneller.
Ideal ist auch ein Platz direkt an einer Wand. Dies sorgt für zusätzliche Wärme bis in die Nachtstunden. Tagsüber heizt die Sonne die Mauer auf und gibt am Abend diese wieder ab, wovon die Wärme liebenden Pflanzen profitieren.
Tipp: Dunkle Töpfe, die von der Sonne beschienen werden, begünstigen ebenfalls eine gute Entwicklung der Tomatenpflanzen. Sie begünstigen allerdings auch eine raschere Austrocknung des Substrates, weshalb Sie auf eine gute Wasserversorgung achtet sollten.
Topfgröße
Wer Tomaten auf dem Balkon anbauen möchte, der muss eine geeignete Topfgröße wählen. Solanum lycopersicum, wie die Tomate botanisch heißt, ist zwar kein Tiefwurzler benötigt jedoch ausreichend Platz, um ein gutes Wurzelgeflecht bilden zu können. Nur so kann sich die Pflanze ausreichend Nährstoffe aus dem Substrat ziehen.
Der Topf sollte mindestens ein Fassungsvermögen von 15 Litern haben. Bei Trögen ist darauf zu achten, dass die Pflanzen ausreichend Abstand zueinander haben. Buschtomaten, die sich stark ausbreiten, sollten nicht gemeinsam gepflanzt werden. Sie sollten ausschließlich in einzelnen Töpfen kultiviert werden, damit sie ein starkes Wurzelgeflecht ausbilden können und auch oberirdisch ausreichend Platz haben.
Tipp: Bei der Form sollten Sie darauf achten, dass der Topf nicht zu flach ausfällt. Bevorzugt sollten Sie Töpfe mit schmalem Durchmesser und großer Höhe wählen.
Substrat
Bei der Balkontomaten-Pflege ist die Auswahl des Substrates ein wichtiger Faktor, für eine schöne Entwicklung der Pflanzen und eine gute Ernte. Solanum lycopersicum liebt nährstoffreiche und humose Böden, die locker und durchlässig sind. Das Substrat sollte daher einen hohen Nährstoffgehalt aufweisen. Ideal ist Kompost, gemischt mit etwas Gartenerde. Wer auf Erde aus dem Handel angewiesen ist, der kann eine Gemüseerde wählen oder bevorzugt eine spezielle Tomatenerde. Gemüse- bzw. Tomatenerde hat den Vorteil, dass es bereits eine ideale Nährstoffbasis für Balkontomaten bietet.
Das Substrat sollte folgende Kriterien erfüllen:
- kann eine große Menge Feuchtigkeit aufnehmen
- hoher Mineralstoffgehalt
- leicht kalkhaltig
- leicht saurer pH-Wert (zwischen 6,0 – 7,0)
Damit das Substrat locker und durchlässig bleibt, können Sie der Erde Tongranulat beimischen. Das speichert zusätzlich Wasser und sorgt dafür, dass der Boden luftig bleibt. Obwohl Kompost oder Spezialerde bereits einen hohen Nährstoffgehalt hat, sollte beim Mischen des Substrates noch Langzeitdünger eingearbeitet werden. Das kann beispielsweise Feststoffmist sein oder Hornspäne.
Tipp: Tomatenpflanzen lieben warme Füße und mögen es, wenn unter ihnen etwas verrottet. Beim Anbauen der Pflanzen arbeiten Gärtner gerne halb verrotteten Kompost ein. Während des Zersetzungsprozesses bildet sich wiederum Wärme und zudem stellt der frische Kompost auch Nährstoffe bereit, welche die Tomate, während die Früchte reifen, besonders dringend benötigt.
Tomaten – Pflanzenauswahl
Die Balkontomaten-Pflege ist etwas aufwendiger als die Zucht im Garten bzw. Gewächshaus. Daher ist die richtige Auswahl der Pflanzen ein wichtiger Faktor um Tomaten erfolgreich auf dem Balkon zu züchten. Grundsätzlich können zwar alle Tomaten auf dem Balkon kultiviert werden, Buschtomaten sind allerdings sehr aufwendig und benötigen zudem sehr viel Platz auf dem Balkon.
Ideal für den Balkon sind:
- Stabtomaten
- Fleischtomaten
- Salattomaten
- Cocktailtomaten
- Reisetomaten
Stabtomaten haben ein starkes Höhenwachstum während der gesamten Vegetationszeit. Dadurch sind sie auch ideal für verbaute Balkone, wo im unteren Bereich wenig Licht hinkommt. Fleischtomaten sind häufig sehr empfindlich gegenüber Luftfeuchtigkeit, wodurch es schnell zur gefürchteten Krautfäule kommt. Salat- und Cocktailtomaten haben eher einen gedrungenen Wuchs und sind dadurch in der Pflege weniger aufwendig.
Eine besondere Variante sind die Reisetomate. Der Name kommt nicht vom „Reisen“, sondern vom „Reißen“. Die einzelnen Früchte sind so aufgebaut, dass sie abgeschlossene Kammern haben, die einzeln angerissen werden können. Die Frucht selbst wird dabei so wenig geschädigt, dass sie problemlos weiterwachsen kann. Sie sind ideale Balkontomaten, weil man von ihnen jederzeit naschen kann und die Pflege wenig aufwendig ist, da es sich dabei um eine sehr alte und robuste Art von Solanum lycopersicum handelt.
Nährstoffversorgung
Wer Tomaten auf dem Balkon anbauen möchte, der muss darauf achten, seine Pflanzen regelmäßig mit Nährstoffen zu versorgen. Tomaten sind Starkzehrer und durch die Kultur im Topf auf eine regelmäßige Versorgung angewiesen. Spätestens mit der Blüte sollte, auch wenn das Substrat sehr reich an Nährstoffen ist, mit zusätzlichen Düngergaben begonnen werden. In der Regel ist es ausreichend die Pflanzen einmal pro Woche mit einem flüssigen Nährstoffdünger für Gemüse zu versorgen.
Gekaufte Düngemittel sollten folgende Nährstoffe enthalten:
- Kalium
- Phosphor
- Magnesium
- Mineralstoffe
Regelmäßig gießen
Bei der Balkontomaten-Pflege ist das regelmäßige Gießen ähnlich wichtig wie eine regelmäßige Düngung. Tomaten lieben es nicht nur warm, sondern auch feucht. Das Substrat sollte konstant feucht gehalten werden, denn andernfalls wirft die Pflanze vorzeitig Blüten oder grüne Früchte ab.
Je nach gewähltem Substrat und Standort am Balkon kann es sogar sein, dass Sie täglich gießen müssen. Wichtig beim Gießen ist, dass möglichst kein Wasser auf die Blätter gelangt. Es ist ratsam, bodennah zu gießen, denn Wasser auf den Blättern kann Krankheiten begünstigen. Wer seinen Tomatenpflanzen etwas Gutes tun möchte, der verwendet auch kein ganz kaltes Wasser, sondern leicht warmes Wasser. Das verhindert, dass das Substrat im Topf beim Gießen abkühlt, sodass die Pflanze es immer schön warm hat.
Ausgeizen: ja oder nein?
Nach dem Anbauen der Tomaten stellt sich häufig die Frage, ob sie ausgegeizt werden sollen oder nicht. Grundsätzlich können Sie bei Cocktail- und Buschtomaten auf das Ausgeizen verzichten. Alle anderen Arten, die nicht zur Buschbildung neigen, sollten bei einer Kultur auf dem Balkon ausgegeizt werden.
Der Balkon ist in diesem Fall ein Standort, der auch einige Nachteile birgt. Dazu gehört die deutlich schlechtere Luftzirkulation, die dazu führen kann, dass sich Krankheitserreger einfacher auf den Pflanzen niederlassen können. Durch das Ausgeizen werden die Pflanzen luftiger. Zudem bilden sie schönere und größere Früchte aus. Bei Sorten wie Fleischtomaten ist es daher unerlässlich sie auszugeizen.
Tipp: Im Handel gibt es mittlerweile spezielle Balkontomaten, welche in der Regel zu den Salattomaten gehören. Wenn es sich um eine schwach wüchsige Sorte handelt, kann ebenfalls auf das Ausgeizen verzichtet werden.
Bestäubung der Tomaten
Bei Solanum lycopersicum gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Bestäubung. Gelegentlich übernehmen Insekten diese Aufgabe, häufig aber auch der Wind. Wer am Balkon Tomatenpflanzen anbauen möchte, hat zwar den Vorteil, dass der Standort meist geschützt ist, allerdings fehlt häufig der Wind zum Bestäuben.
In diesem Fall muss der Mensch den Wind ersetzen. Es ist ausreichend die Pflanzen in der Blüte leicht zu schütteln, wodurch die Pollen an die Luft abgegeben werden und mit etwas Glück auf einer anderen Blüte landen. Schütteln Sie während der Blüte vorsichtig mindestens einmal in der Woche.
Krankheiten
Wer Tomaten auf dem Balkon anbauen möchte, der sollte sich nicht in falscher Sicherheit vor Krankheiten wägen. Auch auf dem Balkon können die Pflanzen von der gefürchteten Krautfäule betroffen sein. In diesem Fall sollte folgendermaßen vorgegangen werden:
- Pflanze sofort separieren
- trockenen und geschützten Standort geben
- befallene Pflanzenteile entfernen und sofort im Restmüll entsorgen
- bei starkem Befall Pflanze mit einem geeigneten Fungizid behandeln
- benachbarte Pflanzen gegebenenfalls ebenfalls präventiv mit einem Fungizid behandeln
Auch wenn ihre Pflanzen die Krautfäule erfolgreich überstanden haben, sollten Sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, wenn Sie im nächsten Jahr wieder Pflanzen auf dem Balkon anbauen wollen. Nach Ende der Saison sollte das Substrat der betroffenen Pflanzen entsorgt werden. Waschen Sie Töpfe und Pflanzstäbe heiß ab und lagern Sie sie über Winter im Freien, um mögliche weitere Erreger anderer Erkrankungen abzutöten.
Schädlinge
Beim Anbauen auf dem Balkon sind die Pflanzen vor Schädlingen ebenfalls nicht gänzlich sicher. Ein Problem bei der Pflege von Tomaten am Balkon sind Engerlinge von Käfern. Das Problem erkennen die meisten häufig erst sehr spät, denn die Engerlinge fressen die Wurzeln ab und die Pflanze wird welk.
In diesem Fall muss sie jedoch nicht gleich aufgegeben werden, denn Solanum lycopersicum hat die Fähigkeit sogenannte Adventivwurzeln auszubilden. Das heißt, dass Sie aus abgebrochenen Trieben neue Pflanzen ziehen können. Dazu geben Sie die Pflanzenteile einfach in frisches Wasser und nach wenigen Wochen bilden sich Wurzeln am Stängel. Dies gilt auch für Triebe, die ausgegeizt wurden. Aus den ersten kräftigen Trieben können problemlos neue Pflanzen gezogen werden, wodurch Gärtner nicht so viel Saatgut benötigen. Auch angefressene Pflanzen können Sie dadurch retten: Dazu den oberirdischen Rest abschneiden und wiederum in einen Behälter mit Wasser stellen, bis sich Wurzeln gebildet haben und Sie die Pflanze wieder eintopfen können.
Ein unterschätzter Schädling ist der Kartoffelkäfer. Dieser kann nicht nur Kartoffeln befallen, auch Balkontomaten sind davor nicht sicher. Grundsätzlich gehen Kartoffelkäfer zwar bevorzugt auf Kartoffeln, in Jahren mit sehr starker Population sind sie allerdings nicht wählerisch und befallen generell Nachtschattengewächse, wozu auch die Tomate gehört. Bei der Balkontomaten-Pflege sollten Sie daher regelmäßig kontrollieren, ob sich die orange-schwarz gestreiften Käfer auf den Pflanzen befindet. Sammeln Sie die Käfer ab und entfernen Sie sie.
Bei der Balkontomaten-Pflege ist es wichtig, dass Sie bei einem Befall durch Schädlinge ebenfalls das Substrat nach einem Jahr wechseln. Eier oder Laven können den Winter im Substrat überdauern, und wer im nächsten Jahr in der gleichen Erde Tomaten anbauen möchte, der serviert den Schädlingen gleich ihre bevorzugte Nahrung.
Im Rahmen der Pflege der Tomaten sollten Sie auch auf weitere Schädlinge kontrollieren. Schädlinge am Balkon sind nicht selten, weil sich dort nicht so häufig Nützlinge hin verirren. Weitere Schädlinge an Tomatenpflanzen sind beispielsweise:
- Weiße Fliege
- Schwarze Fliege
- Nematoden
- Blattläuse
- Spinnmilben