Die Avocado ist bei uns seit einigen Jahrzehnten bekannt und beliebt. Zuletzt erfuhr sie aber einen wahren Hype und gilt aktuell als eines der Superfoods schlechthin. Verständlich ist daher der Wunsch, den Anbau im Garten selbst durchzuführen. Wir erklären, wie es gelingt.
Der Keimzeitpunkt
Natürlich versetzt uns die geschützte Umgebung unserer Wohnungen heute in die Lage, Samen jederzeit die optimalen Keimbedingungen zu verschaffen. Allerdings bietet sich für die Avocado der späte Winter ideal als Beginn der Aufzucht an. Denn der üppige Kern benötigt einige Zeit, bis ein erster Spross die Hülle durchbricht und das Wachstum beginnt. Um oder kurz nach Weihachten begonnen, hat die Keimung ausreichend Zeit, bis zum Frühjahr eine widerstandsfähige Jungpflanze hervor zu bringen. Dann kann der Schössling über die nahezu vollständige Sommerzeit hinweg die Vorzüge des Freilandes genießen.
Die Keimung der Avocado
Es bestehen zwei Varianten, den Kern keimen zu lassen. Entweder wird ein Gefäß mit Wasser, oder aber direkt ein substratgefüllter Pflanztopf verwendet. Eine Direktaussaat an den endgültigen Standort ist dagegen wegen der langen Keimzeit und der erforderlichen gleichbleibenden Rahmenbedingungen kaum möglich:
- Hohe Feuchtigkeit
- Gleichbleibende Temperaturen um 25 Grad
- Heller Standort spätestens ab Ausbrechen des Keims
- Keine intensive direkte Besonnung
Der Kern
Bevor es an das Keimen und Einpflanzen geht, sollte zunächst der Samen aus der birnenförmigen Frucht gewonnen werden. Schneiden Sie die Frucht der Länge nach umlaufend ein, achten sie dabei aber darauf, den Kern nicht zu beschädigen. Nun drehen Sie die beiden Hälften gegeneinander, bis sie sich voneinander lösen. Anschließen lässt sich der Kern einfach mit einem Löffel herausnehmen und mit einem Küchentuch vom restlichen Fruchtfleisch befreien.
Variante 1 – Keimung im Wasser
Da der Samen alle für die Keimung erforderlichen Nährstoffe im eigenen Speicher mit sich bringt, ist neben Wärme und Licht zunächst lediglich Feuchtigkeit vonnöten. Daher stellt die Keimung im Wasser für Persea Americana eine gute, weil einfache und gut zu überwachende Variante dar:
- Kern unterseitig einritzen
- Samen aufrecht aufstellen mit Spitze nach oben
- Drei oder vier Zahnstocher umlaufend waagerecht einstechen, ungefähr ein Drittel der Höhe von der runden Unterseite
- Zahnstocherüberstände so belassen, dass Auflage auf Rand eines ausreihend großen Glases möglich ist
- Samen auf Zahnstochern in Glas einstellen
- Glas soweit mit Wasser füllen, dass Samen maximal zu einem Viertel im Wasser steht
- Glas hell und warm aufstellen
- Verdunstendes Wasser nachfüllen
- Wasser alle zwei bis vier Tage tauschen, um Fäulnis und Bakterienentwicklung vorzubeugen
- Nach Bildung der Keimsprosse Kern in Pflanztopf umsetzen
Variante 2 – Keimung im Pflanztopf
Alternativ kann die Keimung auch direkt durch Einpflanzen in Substrat erfolgen. Dann ersparen Sie sich das Umsetzen des Keimlings vom Wasserbad in den Topf. Im Gegenzug wird die Überwachung der Keimung auf Grund der fehlenden Sicht auf die Kernunterseite erschwert:
- Pflanztopf je zur Hälfte mit Sand und Gartenerde mischen
- Samen zu einem Drittel mit runder Unterseite in Substrat eindrücken
- Gut angießen
- Sonnigen und warmen Standort wählen
- Erde dauerhaft gut feucht halten
- Keimerfolg erst bei Durchbrechen des Triebs durch die Kernspitze ersichtlich
TIPP: Obwohl die Avocado Feuchtigkeit liebt, sollten Sie für eine Ablaufmöglichkeit für überschüssiges Gießwasser sorgen. Ideal sind Löcher am Topfboden und ein Unterteller. Ansonsten kann Staunässe im ansonsten gut drainfähigen Substrat zu Fäulnis und Tod des Keimlings führen.
Die Aufzucht
Unabhängig von der gewählten Keimungsvariante verfügen Sie nun über einen fertig gekeimten und zu weiterem Wachstum bereiten Schößling Ihrer Avocado. Sorgen Sie nun dafür, dass der zukünftige Standort hell, windgeschützt und warm ist. Temperaturen ab 20 Grad sind ideal. Ist die Keimung im Winter erfolgt, kann nun im Frühjahr der Umzug ins Freie erfolgen.
Avocado im Freiland?
Obwohl die Avocado den Sommer problemlos im Garten verbringen kann, eignet sie sich keines falls für den echten Anbau im Garten. Denn winterhart ist das tropische Gewächs keinesfalls. In Abhängigkeit von der jeweiligen Größe bietet sich ein ausreichend dimensionierter Pflanztopf an, in dem das Gewächs hell, windgeschützt, aber gerne auch feucht positioniert werden kann. Den Winter sollte sie dagegen in einem für ihre Verhältnisse kühlen, aus unserer Sicht aber geschützten und dennoch nicht kalten Bereich verbringen. Gut geeignet für die Winterruhe sind Garagen, Wintergärten etc. mit Temperaturbereichen um 10 Grad Celsius.
TIPP: Richten Sie sich beim Umzug in eine geschützte Umgebung nicht nach dem Kalender, sondern viel mehr nach den Temperaturen. Nicht winterhart bedeutet eindeutig eine niedrige Frostresistenz. Sobald im Herbst mit Nachttemperaturen von unter 10 bis minimal 5 Grad zu rechnen ist, fühlt sich die Avocadopflanze nicht mehr wohl und sollte umziehen.
Bestäubung und Ertrag
Auch wenn die Aufzucht der Avocado in unseren Breiten gut möglich ist, wird die Pflanze nie die stattliche Größe ihrer Geschwister in den Tropen erreichen. In den meisten Fällen bleibt bei uns auch der Ertrag aus. Erhält die Pflanze viel Wasser, Wärme und Licht, kann sie nach rund zwei bis vier Jahren Wachstum mit gelb-grünen Blüten aufwarten. Kommen weibliche und männliche Blüten gleichzeitig zur Blüte, können Sie mit einem Pinsel den Versuch der Bestäubung unternehmen. Aber auch bei Erfolg werden sie bei selbst gezogenen Pflanzen nur selten Früchte in Größe und Qualität der käuflich erhältlichen Avocados erhalten.