Microgreens | Wie gesund sind Sprossen wirklich?

Microgreens - Keimsprossen

Microgreens gelten als einer der Trends in Sachen gesunde Ernährung für Selbstversorger. Selbst gezogen und frisch geerntet können sie doch eigentlich nur gesund sein. Oder etwa doch nicht? Wir klären auf.

Was macht Microgreens aus?

Microgreens sind „normale“ Gartenpflanzen, die in anstelle der klassischen Anzucht mit späterem Aussetzen in Garten oder Frühbeet auf einem Wachstumssubstrat ähnlich der klassischen Kresse auf der Fensterbank ausgesät werden. Nach der Keimung dürfen sich Sprossen nur wenige Tage entwickeln, bis sie schon wieder geerntet werden. Möglicherweise untypisch zum bekannten Verzehr werden daher auch nicht die Früchte oder die ausgewachsenen Knollen gegessen, sondern viel mehr die ganzen Sprösslinge. Ziel ist es, über die noch wenig entwickelten, aber voll im anfänglichen Wachstumsschub steckenden Pflanzen ein hohes Maß an Nährstoffen zu erhalten. Denn gerade während und kurz nach der Keimung steht dem Gewächs noch das volle Reservoir der im Samenkorn enthaltenen Energie, Nährstoffe und Mineralien zur Verfügung.

Bekannte Beispiele für Microgreens sind beispielsweise

  • Schnittsalate
  • Senf
  • Brokkoli
  • Bohnen
  • Rotkohl
  • Radieschen
  • Koriander

Gesund oder nicht – Schritt für Schritt erarbeitet

Mungobohne - Vigna radiata

Mit dem Wissen um die Besonderheiten der grünen Winzlinge als selbstgezogene Sprossen und vegane Nahrungsergänzung lässt sich nun die Frage nach dem Gesund oder nicht einfach und differenziert betrachten:

Die Frische

Zuallererst einmal lässt sich feststellen, dass die Sprossen per se auf Grund der eigenen Aufzucht und unmittelbar vor Verzehr erfolgenden Ernte als besonders frisch gelten können. Frische alleine ist zwar noch keine Garantie für ein besonders gesundes Nahrungsmittel. Allerdings entfallen jegliche Formen von Konservierungsstoffen oder anderen Additiven, die möglicherweise nachteilige Auswirkungen auf den menschlichen Körper, oder aber das Nahrungsmittel selbst haben können. Zudem können Sie davon ausgehen, dass die später noch beschriebenen Inhaltsstoffe der Jungpflanzen wegen der außerordentlichen Frische unverfälscht und ungeschädigt bei Ihnen ankommen.

INFO: Wussten Sie, dass bereits nach einem Tag bei Raumtemperatur rund die Hälfte der in den Sprösslingen enthaltenen Vitamine zerstört sind? Das gleiche gilt für vermeintlich konservierende Mittel, Begasungen oder auch Bestrahlungen, wie sie im Bereich der landwirtschaftlichen Erzeugnisse häufig eingesetzt werden. Die frische Ernte und der unverzügliche Verzehr der Microgreens kann also getrost als Garant für eine vollumfängliche Zufuhr der enthaltenen Stoffe angesehen werden.

Der Nährwert

Nun schauen wir uns einmal an, wie gesund die frischen Erzeugnisse von der eigenen Fensterbank nun eigentlich im Hinblick auf Ihre Inhaltsstoffe sind. Da es sich bei den Microgreens um Jungpflanzen im Anfangsstadium ihrer Entwicklung handelt, verfügen Sie über einen besonders hohen Gehalt an für die Entwicklung notwendigen Nährstoffen. Diese wurden bereits aus dem Erdreich oder dem eigenen Samenkorn in die Pflanze übertragen, aber durch das erst im Ansatz befindliche Wachstum erst in geringem Maße abgebaut und verwendet.

Daher finden Sie in Abhängigkeit von der Pflanzenart eine Vielzahl wertvoller Stoffe in hoher Konzentration:

  • Proteine
  • Ätherische Öle (vor allem bei scharfen oder bitteren Gewächsen)
  • Vitamine, z.B. A, B6, C
  • Spurenelemente
  • Eisen

Im Vergleich zu den ausgewachsenen Pflanzen kann der Gehalt dieser gesundheitsfördernden Stoffe in den Sprossen um rund das Doppelte bis Dreifache höher liegen. Die jung geernteten Zöglinge können daher diesbezüglich ohne schlechtes Gewissen als besonders gesund angesehen werden.

Anzucht und Aufwachsen

Ein weiterer Aspekt zur gesundheitsfördernden Wirkung der kleinen grünen Wunder ist die Art der Aufzucht. Da sie ja nur wenige Tage bis hin zu rund zwei Wochen wachsen dürfen, werden Microgreens in aller Regel nicht im Garten ausgesät.

Mungobohne - Vigna radiata

Stattdessen dienen ihnen unterschiedlichste Untergründe als Wachstumsgrundlage:

  • Küchenpapier
  • Watte
  • Spezielle Vliese
  • Dünne Substratschichten aus Erde und Sand

All diesen Substraten sind zwei Dinge eigen:

Keime

Bei richtiger Anwendung sind diese Wachstumsgrundlagen weitgehend frei von Keimen und anderen schädlichen Mikroorganismen, wie sie in normaler Gartenerde zu Hauf anzutreffen sind. Wichtig ist lediglich ein entsprechendes Maß an Hygiene, um die Anzucht nicht zu kontaminieren.

Oberfläche

Die Substrate sind darauf ausgelegt, das für die Keimung erforderliche Wasser gut zu speichern und darüber hinaus viel Sauerstoff aus der Luft zu den entstehenden Wurzeln zu bringen. Wasser und Luft sind jedoch auch essentielle Faktoren für Mikroorganismen, Pilze und andere Schädlinge. Daher kommt es erneut auf ein besonders hohes Maß an Hygiene an, um die Ernte nicht bereits im Anfangsstadium zur Unbrauchbarkeit zu verurteilen.

Kresse

Wegen ihres kurzen Wachstums kommen die Pflanzen außerdem ohne Dünger aus, da sie in der hier relevanten Keimungs- und Anzuchtzeit auf die selbst im Samenkorn mitgebrachten Reserven zurückgreifen. Das hat zur Folge, dass keine möglicherweise für den Menschen nachteiligen Stoffe über Volldünger, Jauche oder auch mineralische Zugaben an die Pflanzen und über diese an den Menschen gelangen.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass Microgreens bezüglich ihres Anbaus zunächst als durchaus gesund angesehen werden können. Allerdings lauern hier auch einige Risiken, da die Pflanzen durch mangelnde Hygiene in der Handhabung schnell für den Konsumenten zum Problem werden können.

Ernte und Lagerung

Zuletzt werfen wir einen kurzen Blick auf das Thema der Ernte und Lagerung. Zwar findet eine echte Lagerung bei den üblicherweise frisch verzehrten Sprossen nicht statt. Allerdings kann bereits eine kurze „Wartezeit“ bis zum Essen ausreichen, um eine deutliche Vermehrung von Mikroorganismen auf den zarten Pflänzchen zu bewirken. Denn besonders die Schnittstellen sind offene Tore für Eindringlinge aller Art, denen Microgreens im geernteten Zustand nichts mehr entgegenzusetzen haben. Je rascher ein Verzehr daher erfolgt, um so „sauberer“ sind die Pflanzen und umso geringer dürfte die Gefahr einer relevanten Verunreinigung ausfallen.

TIPP: Um Risiken möglichst zu minimieren, sollten Sie auch bei der Ernte der Microgreens unbedingt auf sauberes Werkzeug und eine saubere Umgebung achten. So steht einem unbeschwerten Genuss der sehr gesunden Pflänzchen nichts mehr im Wege.