Im Garten seinen eigenen Wein anzubauen hat natürlich einen ganz besonderen Reiz. Es ist aber durchaus auch eine Herausforderung. Dabei kommt es vor allem auf den richtigen Standort und die richtige Pflege an. Eines sollte jedem von vorn herein klar sein: Ohne genügend Sonne kann man sich das Anbauen von Wein sparen.
Weinstock kaufen
Wer sich mit dem Gedanken trägt, seinen eigenen Wein zu produzieren, braucht zunächst einmal die passenden Weinrebenstämme. Dabei muss grundsätzlich zwischen Tafeltrauben und Keltertrauben unterschieden werden. Tafeltrauben werden meist zum sofortigen Genuss angebaut. Sie sind groß, fruchtig und meist auch sehr saftig. Für die Weinproduktion eignen sie sich allerdings nicht.
Dazu braucht es sogenannte Keltertrauben. Der Name rührt vom Kelter her, einer Saftpresse, die beim Auspressen der Trauben zum Einsatz kommt. Keltertrauben wurden speziell mit Blick auf die Weinqualität hin gezüchtet. Sie enthalten deshalb deutlich mehr Säure als Tafeltrauben. Außerdem sind sie kleiner, haben eine dickere Schale und viel mehr Kerne. Sie wachsen an einem sogenannten Weinrebenstamm bzw. an einem Weinstock. Mittlerweile bietet der Gartenfachhandel vereinzelt derartige Weinstöcke in verschiedenen Sorten zum Kauf an. Am gängigsten sind dabei die Weißweinsorten Müller-Thurgau und Silvaner.
Tipp: Wer in einem typischen Weinbaugebiet lebt, hat normalerweise keine Probleme, Rebstöcke zu bekommen. Außerhalb der Weinbaugebiete empfiehlt es sich, Kontakt mit dem jeweiligen Landwirtschaftsamt aufzunehmen, um Bezugsquellen zu erfahren.
Standort
Die Qualität eines Weines ist von vielen Faktoren abhängig – vom Boden, auf dem die Trauben angebaut worden sind, bis hin zum Können des Winzers. Eines aber ist allen Sorten gemeinsam: Sie brauchen möglichst viel Sonne! Ein vollsonniger Standort im Garten ist deshalb Pflicht. Ist dieser nicht vorhanden, kann man sich das Anbauen eigentlich gleich sparen.
Darüber hinaus müssen die Pflanzen unbedingt auch vor Wind geschützt werden. Überhaupt sollte das Klima eher warm sein. Manche Regionen in Deutschland fallen daher für den Weinbau komplett aus. Ein Hügel oder ein Berg ist für den Weinanbau hingegen nicht zwingend erforderlich – jedenfalls dann nicht, wenn die Weinstöcke direkt von der Sonne beschienen werden können.
Boden
Weinstöcke sind erstaunlich genügsame Pflanzen. Die Anforderungen, die sie an den Boden stellen, halten sich deshalb auch in engen Grenzen. Er sollte möglichst humusreich und vor allem sehr locker sein. Und er sollte möglichst wenig Kalk enthalten. Da Weinstöcke Staunässe nicht vertragen, muss unter Umständen vor der Pflanzung eine Drainage zum Ableiten des Wassers gezogen werden. Zu empfehlen ist darüber hinaus, dass der Boden vor dem Einpflanzen gründlich gelockert wird.
Hinweis: Weinreben benötigen unbedingt einen festen Halt, der in einem lockeren Boden nicht unbedingt immer gegeben ist. Das Anbringen eines Spaliers bzw. einer Rankhilfe ist deshalb von Anfang an ratsam.
Einpflanzen des Weinstockes
Um Wein anbauen zu können, müssen zunächst einmal die gekauften Rebstöcke gepflanzt werden. Die beste Zeit zum Pflanzen ist entweder der Herbst oder das Frühjahr. So geht man dabei vor:
- Pflanzloch ausheben, in das der Wurzelballen des Rebstocks locker hinein passt
- Pflanzloch mit etwas Pflanzerde befüllen, dabei jedoch keinen Kompost verwenden
- Rebstock im Pflanzloch platzieren
- die Veredelungsstelle muss dabei etwa zwei Zentimeter über der Bodenoberfläche liegen
- Pflanzloch zunächst zur Hälfte mit Erde auffüllen
- sofort gut angießen
- dann das Loch komplett auffüllen und die Erde leicht andrücken
- in unmittelbarer Nähe der Pflanze eine Rankhilfe anbringen
- die Rankhilfe darf die Wurzeln nicht beschädigen
- noch einmal gut angießen
Wer mehrere Rebstöcke pflanzen möchte muss darauf achten, dass sie weit genug voneinander entfernt werden. Ein Abstand von eineinhalb bis zwei Meter ist auf jeden Fall zu empfehlen, damit sich die Pflanzen später nicht in die Quere kommen und zur Pflege wie zur Ernte gut zugänglich sind. Der Abstand spielt auch insofern eine Rolle, da Wein stets gut durchlüftet sein sollte.
Pflege
Das Anbauen von Wein macht in der Regel kaum Arbeit. Sind die Rebstöcke einmal gepflanzt, besteht die Hauptarbeit darin, sie regelmäßig zu gießen. Wie bereits erwähnt muss dabei Staunässe unbedingt vermieden werden. Die Bodenoberfläche im Wurzelbereich darf durchaus antrocknen, darunter sollte es aber immer mäßig feucht sein. Ein Düngen der Pflanzen ist in der Regel nicht notwendig.
Schnitt
Auch wenn die Pflege der Weinstöcke wirklich simpel ist, muss jede einzelne Rebe dennoch einmal im Jahr geschnitten werden. Der Schnitt eines Weinstocks ist nicht ganz einfach. Wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, ist die Teilnahme an einem Pflanzenschnittkurs absolut empfehlenswert. Beim Weinrebenschnitt handelt es sich um einen sogenannten Rückschnitt, der am besten nach der Ernte erfolgt. Dabei werden zunächst einmal alle Geiztriebe entfernt. Die anderen Triebe hingegen werden nur an den Spitzen gekappt. Faulige Triebe und übermäßiges Blattwerk sollten konsequent entfernt werden.
Tipp: Kurz vor der Ernte, also der Weinlese, im Herbst macht es Sinn, die Blätter des Weinstockes weitgehend zu entfernen. Auf diese Weise kann die Sonne noch besser zu den Trauben vordringen.
Geduld und Erfahrung
Weinanbau ist mitunter eine Kunst, auf jeden Fall aber ein diffiziles Handwerk. Können und Erfahrung spielen hier gleichermaßen eine große Rolle. Wer ernsthaft Wein anbauen möchte sollte, sich schon im Vorfeld intensiv mit der Materie auseinandersetzen. Zwischenzeitlich bieten Winzer deutschlandweit auch Kurse für Laien an. Ein Besuch ist mehr als ratsam.
Darüber hinaus sollte man sich auch im Klaren darüber sein, dass der Anbau nur die eine Seite der Medaille ist. Wein zu machen ist noch mal etwas ganz anderes. Bis man den ersten Schluck seines eigenen Weines genießen kann, braucht man auf jeden Fall ganz viel Geduld.
Wie Sie Ihre selbst geernteten Trauben weiterverarbeiten können, erfahren Sie hier.