Bekannt ist die Apfelsorte ‚Kaiser Wilhelm‘ seit 1864 im Rheinland und wenige Jahre später war sie fester Bestandteil der beliebtesten Varietäten in ganz Deutschland. Der robuste Zufallssämling gehört aufgrund des kräftigen Wuchses zu den Liebhabersorten in Privatgärten. Gefunden wurde die Sorte auf dem Grundstück von Haus Bürgel, einem mittelalterlichen Lehensgut.
Steckbrief
Synonyme | Wilhelmsapfel, Peter Broich |
Herkunft | Deutschland |
Typ | Winterapfel |
Standortanforderungen | sonnig bis halbschattig, Staunässe vermeiden, normal, sandig |
Wuchsbreite | 350 bis 450 cm |
Wuchshöhe | 400 bis 900 cm |
Wuchs | stark, bei gutem Standort sehr stark, buschig |
Blütezeit | April bis Anfang Mai |
Anfälligkeit für Krankheiten | Stippe (selten) |
Frucht | mittelgroß bis groß, druckunempfindlich, gelbe bis goldgelbe Farbe mit starker Rötung, festes Fruchtfleisch, saftig |
Geschmack | intensive Säure, süß, sanfte Würze, aromatisch, leichte Himbeernote |
Ertrag | hoch bis sehr hoch, regelmäßig |
Erntezeit | Mitte Oktober |
Genussreife | Dezember bis Mitte April |
Lagerfähigkeit | hervorragend |
Verwendungszwecke | Direktverzehr, Tafelapfel, Dörrapfel, Saft, Backwaren |
Informationen für Allergiker | verträglich |
Besonderheiten
Die Benennung der Sorte entsprang dem Kult um Kaiser Wilhelm I. des Deutschen Kaiserreiches, das von 1871 bis 1918 bestand. Hinter dem Namen steht Carl Hesselmann, ein Pomologe und gleichzeitig Volksschullehrer. Der Namensvorschlag wurde vom Kaiser geduldet, nachdem dieser die Sorte im Jahr 1875 probiert hatte. Davor war sie unter dem Namen ‚Peter Broich‘ bekannt, was noch heute so der Fall im Westen Deutschlands, speziell dem Rheinland, ist.
Der ‚Wilhelmsapfel‘ ist eine der gesündesten, alten Sorten, die für Selbstversorger besonders interessant ist. Sie benötigt nur einen guten Standort, um nicht an typischen Krankheiten zu leiden. Gegen Mehltau und Apfelschorf ist sie komplett resistent. Wichtig bei der Pflege ist der Verzicht auf intensive Schnittmaßnahmen, da diese unnötig das Wachstum der Varietät anregen. Sobald der Aufbau der Krone gelungen ist, erfolgt nur noch ein vorsichtiger Pflegeschnitt, der den Baum vor dem Vergreisen schützt. Die folgenden Baumformen sind speziell für den ‚Wilhelmsapfel‘ geeignet:
- Halbstamm
- Hochstamm
- Buschbaum
Die einzelnen Formen bieten sich für unterschiedlich große Gärten an. Kleinere Gärten profitieren zum Beispiel von der buschigen Variante, da diese deutlich kleiner gehalten werden kann. ‚Kaiser Wilhelm‘ ist in Bezug auf die Formgebung sehr nachsichtig.
‚Kaiser Wilhelm‘ hat Probleme, was die Befruchtung angeht. Sie ist kein guter Pollenspender und eine effektive Selbstbefruchtung findet ebenfalls nicht statt. Darunter leidet der mögliche Fruchtertrag deutlich und aus diesem Grund ist es empfehlenswert, geeignete Befruchter anzupflanzen oder in der Nähe zu haben. Zu den geeigneten Apfelsorten für diesen Zweck gehören:
- Ananasrenette
- Baumanns Renette
- Cox
- Croncels
- Gelber Bellefleur
- Goldparmäne
- Ontario
- Prima
- Klarapfel
- Landsberger Renette
Typisch für ‚Kaiser Wilhelm‘ ist das feste Fruchtfleisch, das nach längerer Lagerung mürbe wird. Die Äpfel werden dadurch nicht schlecht oder anfällig für Krankheiten, selbst der Geschmack bleibt erhalten. Die lang gelagerten Früchte sind besonders empfehlenswert für die Weiterverarbeitung zu Säften und teilweise für verschiedene Kuchen.