Für Selbstversorger ist das hübsche Sundheimer Huhn die richtige Wahl: Tiere dieser alten, badischen Rasse eignen sich sowohl vom wirtschaftlichen Standpunkt als auch im Hinblick auf den Charakter und die erforderlichen Haltungsbedingungen perfekt für jeden Hühnerhof. Die zutraulichen, ruhigen Hühner sind ausgezeichnete Futtersucher und legen bis zu 220 Eier im Jahr.
Steckbrief: Sundheimer
Gewicht Hahn: 3 bis 3,5 Kilogramm
Gewicht Henne: 2,5 bis 3 Kilogramm
Legeleistung: bis zu 220 Eier im Jahr
Eigewicht: mindestens 55 Gramm
Eifarbe: hell- bis dunkelbraun, manchmal gesprenkelt
Winterleger: ja
Bruttrieb: vorhanden, jedoch nicht übermäßig ausgeprägt
Kammform: einfach
Federfüße: ja
Farbenschläge: weiß-schwarzcolumbia
Ringgröße: Henne 20 / Hahn 22
Herkunft und Geschichte
Seinen Ursprung hat das Sundheimer Huhn – oder auch kurz Sundheimer – in der badischen Ortschaft Sundheim am Rhein. Hier, in der unmittelbaren Nähe zur französischen Grenze, begannen die Bauern bereits am Ende des 18. Jahrhunderts mit der Zucht eines der ersten Zwienutzungshühner. Diese sollten einen schweren Körperbau haben, schmackhaftes Fleisch wie auch viele Eier liefern. Zu diesem Zweck kreuzten die Züchter zunächst verschiedene Landrassen miteinander, um schließlich ab 1855 auch die Brahma, Dorkings und Wanzenauer ebenfalls zu verwenden.
Das oberste Zuchtziel bestand von Anfang an in einer qualitativ hochwertigen Wirtschaftsrasse, deren Fleisch und Eier sich vor allem auf dem anspruchsvollen französischen Markt behaupten sollten. Dieses Ziel wurde erreicht, denn das schnellwüchsige Sundheimer Huhn erfreute sich bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit
1886 erfolgte schließlich die Gründung einer Zuchtgemeinschaft, die sich der Zucht und Haltung der neuen Rasse verschrieb. Die „Vereinigung des Sundheimerhuhnes“ existiert unter dem neuen Namen „Verein zur Erhaltung des Sundheimer- und des Zwerg-Sundheimer-Huhnes“ bis heute, hat sich nun aber die Bewahrung der als gefährdet geltenden Haustierrasse auf die Fahnen geschrieben.
Rassebeschreibung
Bis zum Jahre 1966 sollte das Sundheimer Huhn eine kastenförmige Form aufweisen, die allerdings heutzutage nicht mehr erwünscht ist. Stattdessen ist gemäß dem geltenden Rassestandard ein typisches Wirtschaftshuhn mit den folgenden Merkmalen gefordert:
- mittelschwer mit vollem und tiefem Rumpf
- waagerecht getragener, sich nach hinten etwas verjüngender Rumpf
- Henne mit rundem Körperbau und zum Schwanz hin ansteigendem Rücken
- Hahn trägt Schwanz waagerecht
- breite, vorgewölbte Brust mit gutem Fleischansatz
Eine weitere Besonderheit der Rasse sind die vor allem an den Außenseiten bestrümpften, d.h. befiederten, Läufe.
Farben
Sundheimer sind ausschließlich in einem Farbenschlag anerkannt, der als „weiß-schwarzcolumbia“ bezeichnet wird. Das helle Gefieder ist gekennzeichnet durch eine reinweiße Grundfarbe, wobei am Halsbehang eine schwarze Tropfenzeichnung charakteristisch ist und die Schwanzfedern ebenfalls schwarz sind. Die Schwingen wirken lediglich im zusammengelegten Zustand ebenso silberweiß wie das restliche Gefieder, sind aber ebenfalls schwarz und besitzen lediglich eine weiße Außenfahne.
Die Henne besitzt überdies schwarze Schwanzdeckfedern, ansonsten sind beide Geschlechter nahezu deckungsgleich gezeichnet. Augen, Kamm, Ohr- und Kehllappen sind idealerweise von einer leuchtend roten Farbe.
Nutzung
Die mit jeweils durchschnittlich knapp drei Kilogramm mittelschweren Hühner liefern ein zartes, weißes und sehr schmackhaftes Fleisch. Die Küken sind leicht zu mästen und wachsen bei einer guten Versorgung schnell heran. Die Hennen sind bereits nach sechs Monaten geschlechtsreif und beginnen dann schon mit der Eiablage.
Das Sundheimer Huhn gilt als guter Futtersucher und kann sich, vorausgesetzt der Auslauf ist groß und abwechslungsreich genug, sehr gut selbst versorgen. Eine zusätzliche Fütterung ist natürlich für die Qualität des Fleisches, den Fleischansatz sowie die Zahl der Eier trotzdem unerlässlich. Die Rasse legt in den ersten beiden Jahren durchschnittlich 175 bis 200 Eier im Jahr, die auch während der Wintermonate gesammelt werden können. Sundheimer sind gute Winterleger.
Charakter des Huhns
Wie so viele große und schwere Hühner besitzen auch Sundheimer einen zutraulichen und ruhigen Charakter. Die Tiere lassen sich schnell zähmen, was beispielsweise für Kinder ein absoluter Pluspunkt ist. Diese nehmen die Tiere auf den Arm und können sie streicheln – ohne dass die Hennen in Stress geraten und anschließend weniger Eier legen. Selbst die Hähne sind eher ruhig, wenig aggressiv und krähen zudem verhalten und vergleichsweise selten.
Das Sundheimer Huhn ist zudem aufgrund seines Körpergewichts und der recht kurzen Flügel kaum flugfähig, so dass die Tiere auch sehr gut in kleinen Gärten ohne höhere Einzäunung gehalten werden können. Dennoch sind sowohl Hennen als auch Hähne sehr aktiv und den ganzen Tag intensiv mit der Futtersuche beschäftigt.
Hinweis: Wenn Sie Wert auf eine Naturbrut legen, ist die Rasse nicht unbedingt die richtige Wahl für Sie: Viele Züchter verwenden gluckende Hennen nicht für die Zucht, da dieses Verhalten kein erwünschtes Zuchtziel darstellt. Entsprechend weisen Sundheimer häufig einen nur gering bis normal ausgeprägten Bruttrieb auf.
Haltung
Die Rasse ist leicht zu halten und stellt nicht allzu hohe Ansprüche an die Bedingungen in Stall und Auslauf. Als Umzäunung genügt ein etwa ein Meter hoher Maschendrahtzaun, da die Tiere diesen ohnehin nicht überfliegen. Achten Sie jedoch darauf, dass dieser dicht ist und nirgendwo Schlupflöcher aufweist: Sundheimer sind ebenso aktiv wie neugierig und finden jedes noch so kleine Loch im Zaun innerhalb kürzester Zeit. Zudem schützt eine dichte Umzäunung auch vor Reinecke Fuchs, der ebenfalls durch Lücken eindringt und sich anschließend an der Hühnerherde vergreift.
Des Weiteren ist eine Überspannung des Auslaufs mit einem engmaschigen Netz sinnvoll, um Habichte und andere hungrige Greifvögel fernzuhalten. Der Hühnerauslauf selbst sollte großzügig und abwechslungsreich gestaltet sein, da dies die Tiere zur Futtersuche anregt und sie beschäftigt.
Hinweis: Gelangweilte Hühner entwickeln schnell Verhaltensprobleme, die sich schlimmstenfalls durch Federfressen bis hin zum Kannibalismus äußern. Der Hühnerstall ist regelmäßig auszumisten und trocken zu halten, damit die Federn trocken bleiben und sich Schädlinge und Ungeziefer gar nicht erst einnisten.
So sollten Auslauf und Stall bei der Haltung von Sundheimern gestaltet werden:
- Grundfläche des Auslaufs: mindestens zehn bis 15 Quadratmeter je Huhn
- bewachsener, fester Untergrund
- sollte nicht zum Verschlämmen neigen, da Hühner schnell verschmutzen
- reichlich mit Gräsern und Kräutern bewachsen
- Sträucher und Obstbäume, zum Verstecken und zum Fressen (Fallobst, Maden)
- Sandkuhle an einem sonnigen Platz
- Hühnerstall zum Schutz vor Räubern und Ungeziefer gut abdichten
- mit Stroh oder Holzspänen austreuen
- Sitzstangen auf niedrigem Niveau, aber gleicher Höhe anbringen
Besonderheiten
Neben der großen Rasse finden so genannte Zwerg-Sundheimer viele Freunde. Diese Tiere besitzen im Aussehen sowie im Charakter grundsätzlich dieselben Merkmale wie ihre großen Geschwister, sind aber deutlich kleiner. Hähne der Zwerg-Variante bringen es auf gerade einmal 1100 Gramm Gewicht, Hennen sind mit nur 900 Gramm Gewicht noch einmal leichter. Die Zwerge legen im Jahr etwa 160 Eier mit einem durchschnittlichen Gewicht von 45 Gramm.
Weitere Informationen zum Sundheimer
Wenn Sie sich für das Sundheimer Huhn interessieren, wenden Sie sich für weitere Informationen sowie für die Adressen von erfahrenen Züchtern am besten an den Sonderverein zur Erhaltung des Sundheimer- und des Zwerg-Sundheimer-Huhnes gegr. 1886.
Auf dessen Internetseite finden Sie nicht nur die Kontaktdaten des Vorsitzenden, sondern unter dem Reiter „Kontakt“ auch eine Möglichkeit zur unkomplizierten Vermittlung von Tieren und Bruteiern. Des Weiteren sind unter „Termine“ Veranstaltungen angegeben, an denen Sie mit ausstellenden Züchtern direkt in Kontakt treten und sich die Tiere beispielsweise auf Verbandsschauen in natura anschauen können. Der Sonderverein ist Mitglied im übergeordneten Dachverband „Bund deutscher Rassegeflügelzüchter e. V.“.