Die Familie der Paprikagewächse, also Paprika, Chili und Artverwandte, eignen sich sowohl für die Aufzucht im Gewächshaus, als auch für den Anbau im Freiland. Beide Formen haben dabei ihre ganz eigenen Vorteile und Nachteile. Wir klären auf, welche das sind für diese auch als Capsicum bezeichneten Pflanzen und welche Variante insgesamt die Nase vorn hat.
Die Unterschiede
Die wesentlichen Unterschiede der Freilandaufzucht zur Gewächshaushaltung lassen sich folgendermaßen charakterisieren:
Temperatur
Offensichtlich dürfte die Temperatur innerhalb der geschützten Umgebung eines Gewächshauses konstanter und zugleich höher sein, als es im Freien der Fall ist. Diese gleichmäßige Wärme führt zu einem früheren, schnelleren und intensiveren Wachstum der dort angesiedelten Pflanzen. Erst, wenn die Temperaturen im Sommer auch draußen deutlich ansteigen, kann es den Pflanzen im Gewächshaus zu warm werden, so dass entsprechende Ausgleichsmaßnahmen, zum Beispiel intensivere Belüftung und erhöhte Wassergaben, erforderlich sein können.
Tipp: Wer besonders früh Paprika kultivieren möchte, kann die Aussaat innerhalb des Gewächshauses bereits beginnen, so lange draußen noch Kälte und sogar Frost einen Anbau verhindern!
Belichtung
Hinsichtlich des lebensspendenden Sonnenlichts ergeben sich für beide Anbauvarianten eigene Vorzüge und Einschränkungen:
- Pro Gewächshausaufzucht: kontrollierbare Besonnung, vor allem im Hochsommer
- Contra Gewächshausaufzucht: insgesamt durch Gewächshauskonstruktion eingeschränkte Belichtung
- Pro Freilandanbau: intensive Besonnung für optimales Wachstum
- Contra Freilandanbau: zu viel Besonnung im Hochsommer kaum kontrollierbar
Es wird deutlich, dass es beim Thema Sonnenlicht keinen „Gewinner“ gibt, sondern beide Anbauarten ihre Rechtfertigung haben.
Belüftung
An einem geeigneten Standort im Freiland kann überschüssige Feuchtigkeit ungehindert ablüften und so kaum schädliche Wirkung entfalten. In der Gewächshausatmosphäre dagegen muss diese Belüftung gezielt sichergestellt und regelmäßig kontrolliert werden, um nachteilige Auswirkungen einer fehlenden Zu- bzw. vor allem Ablüftung auf die Paprikapflanzen frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
Ein Zuviel an Luft, also Wind, lässt sich jedoch durch ein solides Gewächshaus sehr gut abhalten, so dass gerade die zarten Schößlinge durch Starkwind, Gewitter oder sonstige Unbilden der Witterung weniger stark gefährdet sind, als es im Freien der Fall ist.
Wasser
Im Gewächshaus:
- gezielte Versorgung mit optimaler Wassermenge durch den Gärtner
- ABER: Wassergaben auch zwingend erforderlich, da keine natürlichen Niederschläge
Im Freiland:
- Grundversorgung mit Wasser durch natürliche Niederschläge
- in Trockenphase zusätzliche Bewässerung erforderlich
- ABER: übermäßige Niederschläge nicht kontrollierbar oder abwehrbar, daher unregelmäßigere Wassergaben
Nährstoffe
Bei einem intensiven Anbau von Capsicum-Gewächsen kommt man um die zusätzliche Zufuhr von Nährstoffen im Rahmen von Dünger kaum umhin. Ob im Gewächshaus oder im Freiland – ist das vorhandene Reservoir im Boden aufgebraucht, bedarf es ein Eingreifen des Menschen. Hierbei ist auch die begrenztere Umgebung des Gewächshauses unerheblich, da letztlich nur der unmittelbar durchwurzelte Bereich von Belang ist.
Man könnte zwar anführen, dass den freiwachsenden Paprika über das Regenwasser, ohne Zutun des Gärtners, zusätzliche Nährstoffe zugeführt werden, allerdings sind die im Niederschlag enthaltenen Mengen so gering, dass sie keinesfalls als Argument für die Freilandaufzucht gewertet werden können.
Vermehrung
Capsicum ist für die Ausbildung von erntefähigen Früchten auf die bekannteste Form der Bestäubung, nämlich über Bienen, Hummeln und andere Insekten, angewiesen. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen dem Anbau in einer Gewächshausumgebung und dem Freilandanbau:
- Bestäubung im Freiland ungehindert möglich
- Gewächshaus mit Insektengittern stellt unüberwindliche Barriere für Bestäuber dar
- Daher: Während Blütezeit unbedingt Zugänglichkeiten schaffen!
- Aber: Bestäubungserfolg durch einschränkende Wände etc. immer unter dem in Freilandumgebung
- Und: Zugang für Bestäuber ist zugleich Zugang für Schädlinge zu den Gewächshauspflanzen!
Schädlinge und Krankheiten
Einerseits bietet die schützende Hülle des Gewächshauses gute Voraussetzungen, Krankheitserreger und auch Parasiten möglichst von den Paprikapflanzen fern zu halten. So schirmen Insektenschutzgitter die vorhandenen Lüftungsöffnungen ab, während zumindest die geschlossenen Flächen darüber hinaus auch anderen Erregern und Parasiten, wie Schimmelsporen und Bakterien, kein Durchkommen zu den Pflanzen ermöglichen.
Achtung: Sind die Schädlinge erst einmal bis in das Gewächshausinnere vorgedrungen, profitieren sie dort in mindestens demselben Maße von den Vorzügen einer kontrollierten Umgebung, wie es Capsicum selbst tut. Das bedeutet, dass ein Befall zwar mit geringerer Wahrscheinlichkeit auftritt, sich dann aber rasant und mit erheblichen Folgen für die Pflanzen ausbreiten kann.
Die Abwägung
Sowohl in der Gesamtbetrachtung, als auch bei einem Fokus auf einzelne Aspekte des Anbaus von Capsicum wird deutlich, dass es keine eindeutige Präferenz zu Gunsten der Kultivierung im Freiland oder im Gewächshaus gibt. Selbst innerhalb einzelner Themenbereiche weist eine Anbauart sowohl Vorteile als auch Nachteile auf. Allerdings kann man sehr wohl festhalten, dass der Anbau in der geschützten Gewächshausatmosphäre kontrollierter und damit auch effizienter geschehen kann. Gleichzeitig ist hier auch mehr Aufwand erforderlich, da der Anteil der Natur am Gießen, Belüften etc. durch den Gärtner ausgeglichen werden muss. Insgesamt können die Vorteile und Nachteile für die einzelnen Anbaumethoden wie folgt zusammengefasst werden:
Vorteile Gewächshausaufzucht:
- Kontrollierte Umgebung hinsichtlich Temperatur, Wasser und Nährstoffen
- Höhere Luft- und Bodentemperatur für früheres und schnelleres Wachstum
- Gute Schädlingsabwehr durch Fliegengitter etc.
Nachteile Gewächshausaufzucht:
- hohe Luft- und Bodentemperaturen sind ideal für die Ausbreitung von eingedrungenen Schädlingen und Krankheiten
- Wasserversorgung der Paprikas vollständig durch den Gärtner zu erbringen
- Möglichkeiten für Bestäubung durch Insekten sind zu schaffen, hier zugleich Zugangsmöglichkeiten für Schädlinge gegeben!
- eingeschränkte Belüftung
Vorteile Freilandaufzucht:
- Geringerer Versorgungsaufwand durch Niederschläge
- Geringere Anfälligkeit für Krankheiten und Parasiten
- Optimale Versorgung mit Licht und Luft
- Sehr gute Fortpflanzungsvoraussetzungen
Nachteile Freilandaufzucht:
- geringe Kontrolle über Wassergaben, vor allem bei zu viel Niederschlag
- Gefahr von Verbrennen der Pflanzen durch zu hohe Strahlungsintensität im Hochsommer
- geringer Schutz vor niedrigen Temperaturen und Frost
- langsameres Wachstum der Paprika durch nur bedingt kontrollierbare Umgebungsbedingungen