Der Rosmarin ist einer der beliebtesten Würzkräuter im Garten, von dem gar nicht zu viel wachsen kann. Zwar würde sich der würzige Halbstrauch über Samen vermehren lassen, dies ist jedoch sehr aufwendig. Rosmarin lässt sich einfach über Stecklinge vermehren. Eine Teilung ist bei manchen Sorten ebenfalls möglich.
Richtige Jahreszeit
Zwei Mal pro Jahr kann man Rosmarinus officinalis, wie der Rosmarin botanisch heißt, vermehren. Im späten Frühjahr oder im frühen Sommer ist der erste Zeitraum, in dem ein Steckling abgenommen werden kann. Eine zweite Möglichkeit bietet sich im frühen Herbst. Während des Hochsommers oder im Winter sollten Sie keine Stecklinge schneiden. Das Risiko ist im Sommer zu hoch, dass die Triebe vertrocknen oder im Winter erfrieren.
Hinweis: Bei einer Abnahme von Stecklingen sollten diese frostfrei überwintert werden. Ideal ist ein Platz in einem Gewächshaus oder im Wintergarten.
Zubehör für die Stecklingsvermehrung
Für die Vermehrung des Rosmarins über Stecklinge benötigen Sie folgendes Zubehör:
- scharfes Messer
- Pikierholz
- Anzuchttöpfe
- Abdeckung für Töpfe (z.B. transparente Plastiktüten)
Ein scharfes Messer ist wichtig für einen glatten Schnitt, bei dem die Leitbündel offen bleiben, damit sie Wasser aufnehmen können. Dazu eignet sich beispielsweise ein Okuliermesser; ein Skalpell geht aber ebenfalls. Alternativ zu einer Plastiktüte als Abdeckung können Sie die Anzuchttöpfe auch in ein Zimmergewächshaus stellen.
Hinweis: Gartenscheren oder Astscheren sind ebenfalls ungeeignet für den Stecklingsschnitt. Sie quetschen in der Regel die Triebe zu sehr, wodurch die Leitbahnen nicht offen sind und kein Wasser aufnehmen können.
Anleitung zum Stecklingsschnitt
Bevor ein Steckling abgeschnitten wird, muss ein geeigneter Trieb ausgewählt werden. Der Trieb darf nicht zu jung und im unteren Bereich bereits beginnen zu verholzen. Ideal ist eine Länge von 5 – 10 cm. Dadurch wird auch sichergestellt, dass der Trieb ein geeignetes Alter hat.
Der Trieb selbst sollte noch keine Wurzeln haben, da dies eine weitere Wurzelbildung erschwert. Gibt es bereits bewurzelte Triebe, dann ist eine Vermehrung durch Teilung zu bevorzugen.
Der Steckling sollte leicht schräg angeschnitten werden. Dadurch vergrößert sich die mögliche Fläche, über die Wasser aufgenommen werden kann, was auch die Wurzelbildung bei Rosmarinus officinalis begünstigt. Einmal angeschnitten sollten Sie die Schnittstelle nicht mehr berühren. Auf der Haut des Menschen befinden sich beispielsweise Bakterien, die an der Schnittstelle eindringen und dort Fäulnis auslösen können.
Substrat
Das Substrat sollte nicht zu nährstoffreich und vor allem luftig und durchlässig sein. Im Handel gibt es geeignete Substrate zur Vermehrung von Stecklingen, ein solches Substrat lässt sich aber auch selbst mischen.
Dafür benötigen Sie folgende Bestandteile:
- 1 Teil Komposterde
- 2 Teile Anzuchterde
- 1 Teil Quarzsand
- 2 Teile Tongranulat oder Perlit
Tongranulat wird häufig als Substrat für Hydrokulturen angeboten und ist in jedem Fachhandel zu bekommen. Etwas schwieriger ist Perlit, welches man bevorzugt für die Anzucht von Stecklingen verwenden sollte. Perlit hat den Vorteil, dass es sehr luftdurchlässig ist, gleichzeitig aber auch Wasser speichern kann. Im Vergleich zum Tongranulat ist Perlit weitaus poröser und zerbröselt leicht unter Druck, wodurch es sich später im Boden auch rascher zerkleinern lässt.
Anleitung zum Anpflanzen
Der Steckling wird, bevor er in die Erde kommt, im unteren Bereich von seinen Blättern befreit. Dazu zupfen Sie die Blätter einfach ab, allerdings sollten Sie die Stelle wiederum nicht mit den bloßen Händen berühren. Anschließend machen Sie mit dem Pikierstab ein Loch im Substrat und stecken den Steckling hinein. Drücken Sie das Substrat an, jedoch nicht zu fest.
Anschließend wird das Substrat angegossen, Staunässe ist allerdings zu vermeiden, denn dadurch wird die Bildung von Fäulnisbakterien begünstigt. Wichtig in den ersten Wochen, bis der Steckling angewurzelt ist, ist ein konstant feuchtes Substrat. Zudem sollten Sie die Verdunstung über die Blätter möglichst gering halten. Dazu stülpen Sie über das Anzuchttöpfchen eine transparente Tüte und befestigen diese mit einem Gummiband am Topf. Alternativ können Sie die Töpfe in ein Zimmergewächshaus stellen.
Tipp: Anstatt Zimmergewächshaus oder Plastiktüte kann auch eine PET-Flasche verwendet werden. Dazu wird die Flasche einfach abgeschnitten und verkehrt über den Topf gestülpt. Die Flasche sollte allerdings mindestens den gleichen Durchmesser haben wie der Topf, damit das Substrat nicht austrocknet.
Wichtig ist nicht nur die regelmäßige Versorgung mit Wasser, sondern die Stecklinge müssen auch regelmäßig Luft bekommen. Dazu sollte die Abdeckung immer wieder für eine halbe Stunde bis Stunde alle paar Tage abgenommen werden.
Der Rosmarin in den Anzuchttöpfen sollte hell und warm stehen. Ideal ist ein Standort, wo die Bedingungen auch regelmäßig – in den ersten Wochen täglich – kontrolliert werden können. Dadurch können Sie rasch bei Problemen, wie beginnender Welke, reagieren.
Entwöhnung der Jungpflanzen
Im Schnitt dauert die Wurzelbildung bei Rosmarinus officinalis bis zu drei Wochen. Sobald die Jungpflanzen allerdings Wurzeln gebildet haben, sollten Sie mit der Entwöhnung beginnen. Dazu ist es notwendig, sie an die Luftfeuchtigkeit der Umgebung anzupassen. Die Lüftungsintervalle werden dazu konstant vergrößert. Damit die Entwöhnung möglichst sanft ist, können Sie mit dem Abnehmen der Abdeckung für längere Zeitperioden am Abend beginnen. In der Regel ist die Luftfeuchtigkeit am Abend höher, wodurch die Gefahr der Welke für die empfindlichen Jungpflanzen geringer ist.
An sehr heißen Tagen sollten die Stecklinge nicht in der prallen Sonne ohne Schutz stehen. Besser ist ein schattiger oder halbschattiger Standort während der größten Mittagshitze. In der Phase der Entwöhnung sollten Sie die Pflanzen immer genau beobachten. Wirken sie schnell schlapp, sollten Sie sie wieder abdecken oder zumindest mit einer Sprühflasche mit etwas Wasser besprühen, wodurch sich die Verdunstung über die Blätter verringert.
Bewurzelung im Wasserglas
Alternativ zur Bewurzelung in der Erde, lässt sich der Rosmarin auch im Wasserglas vermehren. Dazu schneiden Sie wieder einfach Stecklinge. Doch anstatt in Erde geben Sie diese in ein Glas frisches Wasser. Der Vorteil dieser Methode ist, dass das Risiko einer Welke verringert wird, da die Pflanzen konstant mit Wasser versorgt werden. Der Platzbedarf ist zudem viel geringer, da alle Zweige in ein Glas gegeben werden können.
Der Nachteil an dieser Methode Rosmarin zu vermehren ist, dass Sie das Wasser täglich oder mindestens alle zwei Tage wechseln müssen. Der Grund dafür ist, dass der Sauerstoffgehalt im Wasser schnell abnimmt, was eine Bildung von Fäulnisbakterien begünstigt. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Bildung der Wurzeln deutlich länger dauert. Dafür sind in der Regel die Pflanzen aber auch kräftiger und wachsen schneller, sobald sie in der Erde sind.
Anleitung zur Teilung
Einige Sorten von Rosmarinus officinalis lassen sich auch durch Teilung vermehren. Dazu gehört beispielsweise der kriechende Rosmarin. Durch seine kriechende Form der Ausbreitung haben viele Triebe Bodenkontakt und können dort bereits Wurzeln bilden.
Folgende Sorten eignen sich zur Teilung:
- Boule
- Schäfer
- Santa Barbara
Bedingt eignen sich auch hängende Sorten wie „Blue Rain“ oder „Corsican Blue“.
Bevor eine Teilung erfolgt, sollten Sie allerdings überprüfen, ob der Rosmarin bereits verwurzelte Ausläufer hat, die den Stock vergrößern.
Zur Teilung benötigen Sie zwei Grabgabeln. Nehmen Sie den Stock im ersten Schritt komplett aus dem Boden. Anschließend stecken Sie die zwei Grabgabeln von oben leicht versetzt in den Stock und drücken die Stiele der Gabeln zueinander und dann aneinander vorbei. Dadurch gehen unten die Zinken auseinander und teilen so den Stock.
Pflanzen Sie die Stöcke anschließend wieder ein. Das Substrat ist genauso aufgebaut wie jenes für die Stecklinge. Wird der Stock direkt in die Erde gesetzt, sollte ebenfalls ein Pflanzloch mit dem geeigneten Substrat befüllt werden. In den ersten Wochen, bis sich der Stock wieder gut verwurzelt hat, sollten Sie auf ein konstant feuchtes Substrat achten. Wenn Sie Rosmarin durch Teilung vermehren wollen, dann sollten Sie Staunässe allerdings unbedingt vermeiden.