Die Gurke ist eines der beliebtesten Gemüse unseres heimischen Nutzgartens. Ob roh, eingedünstet oder gekocht, die grüne Stange ist an Vielseitigkeit kaum zu über-bieten. Damit die Qualität der Früchte und der Ertrag der einzelnen Pflanzen möglichst optimal ausfallen, sind bei der Pflege und Aufzucht einige Dinge zu beachten. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte über das Gurken ausgeizen und hochbinden der Triebe.
Warum überhaupt Gurken ausgeizen?
Vorab sei gesagt, dass sich Gärtner und Biologen speziell für Gurken uneinig sind, ob das Ausgeizen tatsächlich einen positiven Effekt auf die Pflanze hat. Ebenso sind aber auch keine nachteiligen Auswirkungen auf die Gurkenpflanze bekannt, so dass mit dem Ausgeizen bei Gurken am besten jeder Hobbygärtner selbst seine Erfahrungen sammelt und sich für die Zukunft dafür oder dagegen entscheidet.
Das Ausgeizen beschreibt den Vorgang, meist unfruchtbare und somit unerwünschte Seitentriebe zu entfernen. Zahlreiche Pflanzen neigen dazu, zwischen den Haupttrieben und den Stilen der von dort abgehenden Blätter nochmals in den Achseln kleine Nebentriebe hervorzubringen. Da diese Triebe jedoch keine Früchte tragen, werden sie meist schlicht entfernt. Die Vorteile und Nachteile des so genannten Ausgeizens lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Vorteile
- gezielte Kontrolle der Pflanzenentwicklung, z.B. aktive Größenkontrolle
- kräftigere Pflanzen, da die vorhandene Energie nur in die erwünschten Triebe und Früchte fließt
- vermehrte Blüten- und Fruchtbildung durch Konzentration der Energie auf erwünschte Triebe
- besseres Angebot an Luft und Licht für die verbliebenen Blätter
Nachteile
- Entfernen möglicherweise doch fruchtbarer Nebentriebe
- Verletzungen durch Ausgeizen erhöhen Infektionsrisiko durch offene Wunden der Pflanzenhaut
Tipp: Entgegen anderen Pflanzen, wie beispielsweise Tomaten, müssen Gurken nicht immer wieder ausgegeizt werden. Nach einmaligem Entfernen werden keine neuen Seitentriebe nachgebildet. Daher lohnt beim ersten Ausgeizvorgang ein gründliches und umfassendes Arbeiten.
Gurken richtig ausgeizen in leicht verständlichen Schritten
Hat man sich dafür entschieden, die eigenen Gurken zur Ertragssteigerung auszugeizen, geht man nach den hier beschriebenen Schritten vor:
- lokalisierte Seitentriebe einfach unmittelbar am Ansatz durch seitliches Ausdrehen abbrechen
- alternativ Triebe mit Gartenschere abschneiden
Achtung: Triebe nicht entlang des Haupttriebs abziehen, da ansonsten lange Zerfaserungen der Pflanzenhaut zur Schädigung und möglicherweise zum Absterben des Haupttriebs führen können
Das Hochbinden von Gurken – Sinn und Zweck der Maßnahme
Neben dem Ausgeizvorgang ist auch das Hochbinden von Gurken eine bekannte und häufig praktizierte Pflege- und Erziehungsmaßnahme. Obwohl eine Gurkenpflanze sich auch ohne gezieltes Hochbinden entwickelt und Früchte hervorbringt, macht das Hochbinden durchaus Sinn und hat verschiedene eklatante Vorteile:
- Blätter und Früchte liegen nicht auf der Erde – besseres Abtrocknen, geringere Gefahr von Schimmel oder Fäulnis
- bessere Licht- und Luftzufuhr durch Bodenabstand
- bessere Übersicht über Pflanzenentwicklung entlang Rankgerüst, somit gezieltere Einflussnahme möglich
- am Rankgerüst vor allem Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebentrieb besser möglich, somit bessere Voraussetzungen für das Ausgeizen
Nachteile durch das gezielte Befestigen der Gurkenpflanze an Rankgittern oder Pflanzspalieren sind nicht bekannt.
Gurken richtig Hochbinden – Schritt für Schritt erklärt
Obwohl das Hochbinden einer Gurkenpflanze eigentlich kein komplizierter Vorgang ist, kann man dabei schnell schwerwiegende Fehler machen. Mit diesen Tipps gelingt das Hochbinden dagegen problemlos und sicher:
- Material: breites Material, beispielsweise Gartenbast, verwenden, um ein Ein-schneiden an den Anbindestellen zu vermeiden
- ungeeignete Materialien: dünner Faden, Drachenschnur, Bindedraht und andere vergleichbare Materialien
- Haupttriebe nur locker an Rankgerüst binden und etwas Luft für Dickenwachstum der Triebe vorsehen
- Pflanze mit zunehmendem Höhenwachstum ungefähr alle 30 Zentimeter an-binden, sobald sich Triebe zur Seite und nach unten neigen gegebenenfalls auch früher
- Bindestellen regelmäßig auf Sitz kontrollieren, bei Einschneiden lösen und lockerer erneut anbinden
Unterschiede bei Haltung im Freiland und im Gewächshaus
Meist stellt sich recht schnell die Frage, ob es einen Unterschied macht, ob eine Pflanze im Freiland oder im Gewächshaus kultiviert wird. Für die beschriebenen Vorgänge des Ausgeizens und des Hochbindens von Gurken kann man getrost sagen, dass hinsichtlich der Technik keinerlei Unterschiede bestehen. Möglicherweise wird eine Pflanze in der geschützten Umgebung im Gewächshaus ein schnelleres Wachstum erlangen und somit sowohl intensiver ausgegeizt, als auch häufiger hochgebunden werden. Auch die absolute Größenbegrenzung wird bei einer hochgebundenen Pflanze im Gewächshaus sicherlich schneller nötig sein, als bei einer im Freiland wachsenden Gurke, die möglicherweise sogar nicht oder nur in geringerem Maße auf ein Rankgerüst zurückgreifen kann.
Sonderfall Ausgeizen am Rankgitter
Obwohl man Gurken grundsätzlich unabhängig von dem Wachstum am Boden oder an einem Rankgitter ausgeizt, ergeben sich aus dem aufrechten Wachstum am Spalier einige besondere Punkte, die beim Ausgeizvorgang berücksichtigt werden sollten:
- untere 50 Zentimeter von Seitentrieben und Blättern befreien, um Bodenabdeckung zu reduzieren
- Haupttriebe etwa 30 Zentimeter über oberstem Rankstab entspitzen, um Höhenbegrenzung in Relation zum Rankgitter herbeizuführen
- durch Kappen der Spitzen Seitentriebbildung, die zur seitlichen Ausbreitung am Spalier genutzt werden kann